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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Die Passion Christi - ein Friedensprojekt

Passionsspiel in der Klosterruine Arnoldstein

Mit einer Neuinszenierung von Ilona Wulff-Lübbert wird die Passion Christi zum hautnahen Erleben in der Klosterruine Arnoldstein.

Mit einer Neuinszenierung von Ilona Wulff-Lübbert wird die Passion Christi zum hautnahen Erleben in der Klosterruine Arnoldstein. Uraufführung ist am 21. August. (© Foto: Georg Haab / SONNTAG)
Mit einer Neuinszenierung von Ilona Wulff-Lübbert wird die Passion Christi zum hautnahen Erleben in der Klosterruine Arnoldstein. Uraufführung ist am 21. August. (© Foto: Georg Haab / SONNTAG)
 (© Foto: Haab)
(© Foto: Haab)

Man schrieb das Jahr 1931, als Männer, Frauen und Kinder in St. Stefan-Finkenstein gebannt der Leidensgeschichte Jesu folgten. Gespielt wurde diese von heimischen Laienschauspielern unter der Regie von Edmund Müller, der das Stück in slowenischer Sprache verfasst hatte. Jahrelang wurde es aufgeführt. Zeitzeugen gibt es heute fast keine mehr. Aber Nachkommen, die die handschriftlichen Aufzeichnungen vor dem Vergessen bewahrten. Luise Ruhdorfer hat das Stück ins Deutsche übersetzt. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die Geschichte von Edmund Müller jetzt die Grundlage für ein neues Passionsspiel  liefert. In Ilona Wulff-Lübbert, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung und Regisseurin, hat Ruhdorfer eine kongeniale Partnerin für das Projekt gefunden. Nach zweijähriger Auseinandersetzung mit dem Werk legte Wulff-Lübbert nun eine modernisierte Version vor. Demnächst, am 21. August, erfolgt die Uraufführung in der Klosterruine in Arnoldstein.  
Ein Aspekt, der modernisiert wurde, ist die Rolle der Frau. Obwohl in der damaligen Zeit Frauen im öffentlichen Leben keinen großen Part innehatten, wird in der Adaption von Wulff-Lübbert die Frau mehr ins Zentrum gerückt. So gibt es weibliche Jünger, und auch im Hohen Rat ist eine Frau vertreten. Die Inszenierung hält am Evangelium fest, auch an der „Frohen Botschaft“ des Jesus von Nazareth. „Es ist ein Friedensprojekt!“, betont die Regisseurin. Und: „Die Menschen haben sich in den 2.000 Jahren nicht verändert!“, so das nicht erbauliche Fazit der Regisseurin. So verhält sich Pilatus nicht anders als manch heutiger, opportunistischer Politiker, der nur Interesse daran hat, sich selbst schnell und unbeschadet aus unangenehmen Affären zu ziehen. Und mit genau diesem negativen Beigeschmack wird Pilatus in diesem Stück dargestellt, ganz im Gegensatz zu anderen Versionen, wo er oft verharmlost und selbst als Opfer der Menge bezeichnet wird. Was das Passionsspiel in Arnoldstein wohl zu einer einzigartigen Vorstellung machen wird, ist die Nähe zwischen den Darstellern und den Zuschauern. Bei den Vorstellungen, die in der Außenanlage stattfinden werden, wird das Publikum den Akteuren von einem Raum in den anderen folgen und Darbietungen wie Schwertkämpfe oder den Kreuzweg zum Berühren nah erleben. Auch bei den Aufführungen im Kirchenschiff werden die Zuschauer aktiv ins Geschehen miteinbezogen. Für Wulff-Lübbert ist diese Nähe zum Publikum besonders wichtig, um die Geschichte der Passion greifbarer zu machen und die Menschen auch auf einem emotionalen Level zu erreichen und zu fesseln: „Das ist hautnahes Evangelium!“ Auch die Art, wie bestimmte Charaktere verkörpert werden, soll die Leute der damaligen Zeit fassbarer machen. Ganz besonders durch das dargestellte Leiden wird eine Brücke zwischen Darstellern und Zuschauern gebaut.

Ein Beitrag von Katharina Gschwandtner


Termine: Uraufführung Freitag, 21. August, weitere Termine: 22., 23. 8., Außenanlage/Klosterruine;
25. und 26. 8., Kirchenschiff der Klosterruine.
Alle Termine: jeweils 19.30 Uhr. Karten: Tel.: 0676/8772-2436.
Das Referat Pilgern & Reisen bietet die Möglichkeit, das Schauspiel bei einer Tagesfahrt am Mittwoch, 26. August, zu erleben.
Anmeldung: Tel.: 0463/5877-2115.

Buchtipp:
Ruhdorfer, Luise Maria
„Geboren zum Leiden und Sterben. Kärntner geistliche Volksschauspiele“, Verlag: Re Di Roma, Remscheid (D)
Preis: € 23,95
338 Seiten

In ihrem dritten Werk beschäftigt sich die Autorin mit der Enwicklung der Christi-Geburt-Spiele und der Christi-Leiden-Spiele in Kärnten, und zwar in deutscher und slowenischer Sprache. Im Fokus der wissenschaftlichen Abhandlung steht die Passionsspielchronik des Silvester Wietinger aus Metnitz aus den Jahren 1911 bis 1931, das Christi-Leiden-Spiel (1889) und das Maria Wörther Christi-Geburt-Spiel (1898) des Josef Uran aus Lind ob Velden.  Beide Stücke hat Ruhdorfer aus dem slowenischen Dialekt ins Schriftslowenische und ins Schriftdeutsche übesetzt. Weitere Themen sind Weihnachts- und Passionslieder in der slowenischen Umgangssprache (übertragen ins Schriftslowenische, übersetzt ins Schriftdeutsche), eine Adventskantate des Alois J. Lippl u. v. a. Erhältlich ist das Buch in jeder Buchhandlung oder vor der Premiere der Passion in der Klosterruine Arnoldstein. am 21. August.