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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

An der Krippe

Gedanken eine Liturgiewissenschaftlers zu Christbaum und Weihnachtskrippe

Weihnachten, wie es einmal war und wie es jetzt sein kann: Für jede Familie, der Weihnachten mehr bedeutet als Bescherung, ist das Buch des Liturgiewissenschaftlers Guido Fuchs eine Goldgrube zur Gestaltung des Festes. Eine Leseprobe

 (© Foto: Haab)
(© Foto: Haab)

Scheint der Christbaum zunächst das protestantische Insignium des Heiligabends zu sein, so gilt die Krippe landläufig als das katholische. Sie kann, ähnlich wie der Baum, eine wesentliche Rolle im Heilgabendgeschehen spielen: Sie nimmt nicht nur ebenfalls häufig einen zentralen Raum ein, an ihr bzw. vor ihr fand und findet auch die ursprüngliche Feier dieses Abends statt.
„Krippe“ meint als Wort zwar zunächst nur die Futterkrippe, in die das Jesuskind nach seiner Geburt gelegt wurde, in den meisten Fällen wird aber das ganze Ensemble so bezeichnet.

Die „katholische“Krippe
Anfänge einer Verehrung dieser Krippe sind in Betlehem selbst zu finden. (4. Jh.). „Die vom heiligen Franziskus von Assisi (1223) aufgebrachte kindliche Sitte der Krippendarstellung trägt dem katholischen Empfinden mehr Rechnung als der symbolisch ärmere Weihnachtsbaum“, so ein liturgisches Haus- und Schulbuch aus dem Jahr 1934. Obgleich die Krippe auch in evangelischen Gegenden schon um 1800 durchaus bekannt ist, gilt sie doch teilweise bis heute als katholischer Brauch des weihnachtlichen Geschehens.
Sie bildet nach Ansicht vieler Autoren das eigentliche Zentrum des Heiligabends, weil sie den Inhalt der Feier wiedergibt. Lange Zeit galt die selbst hergestellte Krippe als Ideal. Nicht nur sei daraus – ähnlich den selbst gefertigten Geschenken – die „wahre“ Liebe (gegenüber dem Heiland) zu spüren, die Herstellung wird auch als rechte Vorbereitung auf das Geheimnis des Weihnachtsfestes gewertet. Doch auch die gekauften Krippen haben natürlich ihren Wert, vor allem, wenn man die Krippenfiguren nach und nach erwirbt. Solch eine wachsende Krippe wächst einem besonders ans Herz.

Adventkrippe
Zu den Ritualen des Heiligen Abends zählt vielerorts das Aufbauen der Krippe, das, je nachdem, ob die Kinder überrascht werden sollen oder nicht, im Geheimen geschieht oder aber gemeinsam verrichtet wird. Mit dem Aufbauen der Krippe kann sich eine Deutung der einzelnen Figuren verbinden. Ein besonderer Augenmerk auf die Gestaltung der „Landschaft“ kann schon bei den herbstlichen Wanderungen zum Sammeln anregen: Moose und seltene Steine, Wurzeln, Zweige und Rinden.
In manchen Häusern gehört die Krippe auch zum vorweihnachtlichen Accessoire. Das ist nicht negativ gemeint – denn wie es manchmal üblich ist, dass schon am Heiligen Abend bzw. an Weihnachten die Könige zu sehen sind und dann Tag für Tag ein Stück näher kommen, so wird bisweilen die Krippe bereits im Advent aufgebaut und jeden Tag auf Weihnachten hin ergänzt. Es handelt sich um einen Verheißungs-/Vorbereitungsbrauch ähnlich dem Adventkranz.

Christbaum und Krippe
Ein ganz anderes Moment der Krippenvorbereitung während der Adventzeit war früher das Sammeln von Strohhalmen; jeder Verzicht auf Süßigkeiten (Advent als alte Fastenzeit), ein Gebet o. ä. war ein „Strohhalm für die Krippe Jesu“, der solchermaßen nicht auf Stroh gebettet war, sondern auf guten Werken und frommem Gebet.
„Unter den Christbaum gehört die Weihnachtskrippe“, beschied Otto Schlißke kurz und knapp. Tatsächlich findet es sich häufig, dass die Krippe unter dem Weihnachtsbaum ihren Platz hat, wobei der Baum und die rustikalen Krippenlandschaften zu einer Kulisse gut verbinden. Baum und Krippe – die beiden großen Symbole des Heiligabends – scheinen auf diese Weise geradezu ideal kombiniert. Auf diese Weise kommt dann doch zusammen, was sich konfessionell einmal gegenüberstand.

 

Entnommen aus:
Heiligabend

Ein Fest und seine Rituale
Von Guido Fuchs, Verlag Topos Premium (2017), Taschenbuch, 188 Seiten, € 16,50.