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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Als die Rainers auf Reisen gingen ...

Ein Jahr auf den Philippinen

Eine junge Klagenfurter Familie verbrachte ein Jahr auf den Philippinen - buchstäblich mit Kind und Kegel. Ein Rückblick auf ihre Erwartungen und Ängste vor der Abreise, die spannedne Zeit auf den Inselstaat und den Wiedereinstieg in den Kärntner Alltag.

„Zuerst war die Idee, ein Auslandsjahr auf den Philippinen zu verbringen, ein flüchtiges Hirngespinst“, erinnert sich Martin Rainer, Pastoralassistent in der Klagenfurter Pfarre St. Peter. Längere Auslandsaufenthalte im Rahmen des Zivildienstes oder als Teil des Studiums sind vor allem für junge, ungebundene Menschen eine tolle Sache: die Welt kennenlernen, Lebensmittelpunkte kurzzeitig verlegen, Abenteuer erleben, bevor der Ernst des Lebens so richtig beginnt. Bei den Rainers, genauer gesagt bei Martin, seiner Frau Marion und den beiden Kindern Lea und Michael, damals vier bzw. zwei Jahre alt, war die Ausgangslage aber etwas anders. Die Rainers standen zum Zeitpunkt ihres Entschlusses im Jahre 2015 – so wie jetzt – mitten im Leben: Martin war in der Katholischen Kirche tätig, seine Frau Marion ist ausgebildete Medienfachfrau. Eine junge Familie wie aus dem Bilderbuch – aber was zog die Rainers dann auf die Philippinen? Die Liebe zu Asien hat die junge Klagenfurter Familie schon bei vergangenen Reisen entdeckt. „Längere Zeit in einem asiatischen Land zu verbringen und gleichzeitig auch unser berufliches Know-how einbringen zu können,   schien lange Zeit ein schier unerreichbarer Wunschtraum zu sein“, so Martin Rainer. Auslandseinsätze mit Organisationen zur Entwicklungszusammenarbeit sind für Einzelpersonen gang und gäbe. Für ganze Familien mit Kind und Kegel sieht das aber schon wieder anders aus. „Letztlich haben wir dann aber mit ,Eine Welt Arbeit‘, einer Unterorganisation von ,Jugend Eine Welt‘, den richtigen Partner für unser Vorhaben gefunden“, erzählt Martin Rainer. Und so wurde aus einem Hirngespinst ein großes Abenteuer. „Wir waren rund um die Uhr mit Vorbereitungen wie Visaanträgen, Impfungen und vielem mehr beschäftigt, haben von fast nichts anderem mehr geredet“, erinnert sich Marion. Die wichtigste Frage, nämlich die Finanzierung des Vorhabens, konnte auch bald gelöst werden: „Eine Welt Arbeit“ vermittelte Martin eine Stelle als Lehrer in der „Mary Help of Christian School“ der Don Bosco Schwestern in Mabalacat in der nördlichen Provinz Pampangna. Den Großteil der Kosten für das Auslandsjahr auf den Philippinen konnten die Rainers mit Erspartem, Spenden sowie Zuwendungen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis bewältigen. Am 3. Juni 2015 war es dann schließlich so weit: Nach 16-stündiger Flugreise waren die Rainers in Manila gelandet. Von dort ging es weiter nach Mabalacat – das große Abenteuer hatte begonnen.

Neuer Lebensmittelpunkt

In der „Mary Help of Christian School“ der Don Bosco Schwestern, in der mehrere Hundert Kinder unterrichtet werden, hatten  die Rainers nicht nur ihren beruflichen Schwerpunkt für die nächsten 12 Monate gefunden, sondern auch gleich ihre Unterkunft: „Unser Zuhause auf den Philippinen bestand aus zwei liebevoll gestalteten Räumen, einem Schlafraum mit Dusche und WC und einem Wohnraum mit Kühlschrank sowie Dusche und WC“, erzählt Marion Rainer. Martin unterrichtete in der Schule „Deutsch als Fremdsprache“ in insgesamt 15 Klassen. Außerdem studierte er an der Schule die Fächer Englisch und Tagalog (die philippinische Landessprache) als persönliches Fortbildungsprogramm. Zusätzlich leitete Martin mehrere Fußballgruppen, gab  ein bisschen Klavierunterricht, leitete nebenher zwei Theaterprojekte und half gemeinsam mit seiner Frau Marion im „Laura Vicuna Center“ mit. „Die Mädchen in dem dortigen Heim für traumatisierte Straßenkinder haben eine teils schreckliche Kindheit – geprägt von Gewalt und Missbrauch – hinter sich“, berichtet Marion, der die Mädchen im Heim sehr ans Herz gewachsen sind.

Lehren und lernen

Neben der Chance, anderen Menschen – wie den Kindern in der Schule und im „Laura Vicuna Center“ – helfen zu können, haben die Rainers auch eine Menge über sich selbst erfahren: „Wir wissen jetzt, dass wir auch unter sehr einfachen  Umständen, auf kleinem Raum, gut miteinander harmonieren und zurechtkommen. Auch die eine oder andere Krise konnte die Rainers nicht aus dem Konzept bringen: „Martin ist am Denguefieber erkrankt und musste eine Woche im Krankenhaus verbringen. Ein Ereignis, das uns nur noch mehr zusammengeschweißt hat“, versichert Marion. Auch für die beiden Kindern Lea und Michael war das Jahr auf den Philippinen eine große Bereicherung. „Sie sprechen fließend Englisch und auch ein bisschen Tagalog“, ist Martin stolz. Vor wenigen Monaten, im vergangenen Mai, traten die Rainers wieder ihre Heimreise an. Von einem Zuhause ins andere sozusagen. „Wir haben uns auf den Philippinen – trotz vieler kultureller wie gesellschaftlicher Unterschiede –  sehr zuhause gefühlt. Wir haben unsere Entscheidung, ein Jahr dort zu verbringen, nie bereut“, versichern sie. Leichte Wehmut, vielleicht auch ein wenig Sehnsucht nach der Zeit auf den Philippinen,  schwingt in ihren Erzählungen mit. Welchen Tipp die Rainers Familien mitgeben, die, ähnlich wie sie, gemeinsam eine längere Zeit im Ausland verbringen möchten? „Nicht so viele Gedanken machen, die sich letztendlich als unbegründet herausstellen. Aber sich auch nicht blauäugig in ein Abenteuer stürzen. Vor allem aber, als Familie zusammenhalten!“

 

Der ganze Reisebericht zum Nachlesen:

Von den Vorbereitungen auf das große Abenteuer bis zum Abschied von den Philippinen: Die Höhepunkte des Auslandseinsatzes sowie zahlreiche Impressionen und Reiseberichte der Rainers finden Sie im Internet auf
www.rainersaufabwegen.eu