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Verängstigte Schmetterlinge in einer verletzen Welt

Der Zeichner, Schriftsteller und Kirchenzeitungsredakteur Vincenc Gotthardt wurde mit Lyrikpreis ausgezeichnet

Vincenc Gotthardt bei der Preisverleihung im ORF-Theater in Klagenfurt (© Foto: H. Tomazic)
Vincenc Gotthardt bei der Preisverleihung im ORF-Theater in Klagenfurt (© Foto: H. Tomazic)

Dass er ein guter Zeichner ist, sehen die Besucher der Diözesanwebsite schon seit Jahren. Er hat mit wenigen Strichen alle Kärntner Pfarrkirchen zu Papier gebracht, und diese Zeichnungen zieren seitdem die Homepages der Kärntner Pfarren. Kürzlich wurde Vincenc Gotthardt mit einem Preis für sein dichterisches Schaffen belohnt. Mit seinen eingesandten Gedichten erhielt er beim 9. Kärntner Lyrikpreis der Stadtwerke Klagenfurt bei insgesamt 240 teilnehmenden Autorinnen und Autoren den 6. Preis. Den Hauptpreis durfte bei der feierlichen Preisverleihung im ORF-Theater am 1. Dezember 2016 die Klagenfurter Schriftstellerin Monika Grill aus den Händen des STW-Vorstandes entgegen nehmen.

Der aus dem Gailtal stammende Kärntner Slowene Vincenc Gotthardt, der seit Jahren für die Kulturbeilage der slowenischen Kirchenzeitung Nedelja verantwortlich zeichnet, begann schon während seiner Schulzeit am Slowenischen Gymnasium Gedichte zu schreiben. Eines der preiswürdigen Gedichte - „die letzten farben / zadnje barve“ - das der Autor selbst aus dem Slowenischen ins Deutsche übertragen hat, teilt die Sorge vieler Menschen um die bedrohte Schöpfung.

die letzten farben

verängstigte
schmetterlinge
trösten immer öfter
verletzte blumen

ihre flügel
streicheln
ermüdete hände

diese haben
ewig lang
farben
für frische blüten
in die zerfurchte erde
gesät

erschöpfte
schmetterlinge
erzählen
vielleicht zum letzten mal
von der verletzten welt
die über
erblindete Bienen weint

doch alle
schmetterlinge
segeln gegen
die farblosigkeit

auf ihren flügeln
tragen sie schwer
die letzten farben
für die zukunft

zadnje barve

ustrašeni
metulji
iščejo
ranjene cvetlice

njih krila
se dotikajo rok
ki so sejale
barvo cvetlic
v razdrto zemljo

izčrpani
metulji
še zadnjič
pripovedujejo
o ranjeni naravi

zemlja
že joče nad
slepimi čebelami

metulji
jadrajo
v brezbarvnost

na svojih krilih
težko nosijo
zadnje barve
za prihodnost

obrnjeni čas

kar prihaja

ne poznaš

kar je bilo

si pozabil

gledaš nazaj

da vidiš naprej

zdaj se naenkrat

to

kar bo

kar je bilo

obrača

upanje se boji

koraka v novi čas

ker mu je ogenj

vzel zadnji žarek

in zbrisal sledi

za vrnitev

navzgor

čas se je ustavil

ko so noge

zapustile ograjo

zamrznjeni trenutek

visi

v medzemlju

hrepenenja nazaj

nikjer

življenje

je kot

hiter

zamah roke

bliskovito se bliža

vlažna zemlja

dosti bolj mehka

kot zamišljena

zadnji odtis

ugasne luč

rojen je bister žarek

ki odleti

v neskončnost