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Internetredaktion der Diözese Gurk

Ein Lob der Vielfalt

Was bewahrt (uns) vor Fundamentalismus?

Seelsorgeamtsdirektorin Dr. Anna Hennersperger plädierte bei Thomasmesse für Offenheit statt Verschlossenheit und für kreativen Dialog statt defensivem fundamentalistischen Monolog

Dr. Anna Hennersperger hielt die Ansprache bei der Thomasmesse am 31. Mai 2015 in der Don-Bosco-Kirche in Klagenfurt. (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Dr. Anna Hennersperger hielt die Ansprache bei der Thomasmesse am 31. Mai 2015 in der Don-Bosco-Kirche in Klagenfurt. (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

Was bewahrt (uns) vor Fundamentalismus?, fragte Dr. Anna Hennersperger, die Direktorin des Bischöflichen Seelsorgeamtes, bei Ihrer Ansprache im Rahmen der Thomasmesse, die am Dreifaltigkeitssonntag in der Klagenfurter Don-Bosco-Kirche gefeiert wurde. Die Theologin skizzierte den Fundamentalismus als „eine Haltung, in der die eigenen Überzeugungen und Ziele absolut gesetzt werden. Andere Einstellungen haben daneben keinen Platz und keine Geltung.“ Fundamentalismus als Einfalt stehe quer gegen die Vielfalt, sagte Hennersperger, er propagiere „Einspurigkeit und Ausschließlichkeit um jeden Preis“.

Wie Fundamentalismus entstehen kann, zeigte die Referentin u. a. am Phänomen der unüberschaubaren Freiheitsperspektiven in unserer pluralistischen Gesellschaft. Sie können den einzelnen auch überfordern, der diese Vielfalt dann als Bedrohung erlebe. Wird diese ambivalente Komplexität auf allzu einfache Weise reduziert und in „einfache Antworten“ gebracht, ist dem Fundamentalismus die Tür geöffnet.

Auch Christen sind vor dieser Haltung nicht gefeit. Es gibt vielerorts den Wunsch nach einer eindeutigen und festen Kirche. Mit Papst Franziskus warnte Hennersperger jedoch vor einem Überlegenheitsgefühl anderen gegenüber, weil man „einem gewissen katholischen Stil der Vergangenheit unerschütterlich treu“ sei.

Abschließend fragte die Referentin, ob man sich vor Fundamentalismus auch schützen könne. Sie sprach vom „Mut zum Fragment“ und vom „Bewusstsein um die Gebrochenheit und Zerbrechlichkeit“, denn Ideale können auch destruktiv sein. Es gehe um das Respektieren und das Gelten lassen des anderen und der anderen.

Gott als Fundament schützt vor Fundamentalismus. „Wer sich in Gott einwurzelt, wer sich an Jesu Leben orientiert, stellt sein Lebenshaus auf festen Grund und kann sich darin frei entfalten“, sagte Hennersperger, denn Gott sei gleichsam eine „Firewall“ für die Kirche und für unser eigenes Leben.

Die Ansprache im vollen Wortlaut kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.