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Ein analytischer Blick auf die heutige Situation der Familie

Vatikan veröffentlicht „Instrumentum laboris“ (= Arbeitspapier) für die Bischofssynode zu Ehe und Familie

Familienseelsorger P. Dr. Reinhold Ettel SJ (© Foto: Georg Haab)
Familienseelsorger P. Dr. Reinhold Ettel SJ (© Foto: Georg Haab)

Am Donnerstag, dem 26. Juni 2014, hat das Generalsekretariat der Bischofsynode im Vatikan das 85-seitige „Instrumentum Laboris" (=Arbeitspapier) für die Sonderbischofssynode zu Ehe und Familie im kommenden Herbst veröffentlicht. Dem Dokument zufolge sehen viele Bischöfe Gesprächsbedarf etwa bei den Themen wiederverheiratete Geschiedene, Homosexualität oder künstliche Empfängnisverhütung. Zudem machten sie konkrete Vorschläge für eine Vereinfachung von Ehenichtigkeitsprozessen.

Die Kenntnis der kirchlichen Positionen zur Familie sei "allgemein eher spärlich", heißt es in dem Dokument. Auch viele Katholiken, denen sie vertraut seien, hätten Schwierigkeiten sie "ganz anzunehmen". Die Bischöfe plädieren demnach teils für behutsame Aktualisierungen oder Änderungen der kirchlichen Praxis, teils für eine bessere Vermittlung ihrer Lehre sowie eine Konzentration auf das Wesentliche.

Instrumentum laboris ist Frucht kollegialer Arbeit

Das vorliegende Dokument ist „Frucht kollegialer Arbeit, welche auf die Konsultation der Teilkirchen zurückgeht“ schreibt der italienische Kardinal Lorenzo Baldisseri, der Generalsekretär der Bischofssyndode, in seinem Vorwort zu dem veröffentlichten Arbeitsdokument. „Es bietet ein weites, wenn auch nicht erschöpfendes Bild im Hinblick auf die heutige Situation der Familie, ihren Herausforderungen und den Reflexionen die dies erforderlich macht“, schreibt der Kurienkardinal.

Erschreckend deutliche Darstellung der Problemlage

Pater Reinhold Ettel, Familienseelsorger der Diözese Gurk, sagt in einer ersten Stellungnahme über die veröffentlichte Arbeitsunterlage: „Da sind wirklich die Berichte und auch kritischen Aussagen, die in den Antworten auf den päpstlichen Fragebogen enthalten waren, ernst genommen worden.“ Ettel gibt auch zu bedenken, dass hier „erschreckend deutlich“ dokumentiert ist, „mit welchen Fragen und Problemen die Paare und die Familien heute konfrontiert sind. Die Wünsche für sichere Beziehungen, die Erfahrungen von zerbrochenen Ehen, Partner in einer zweiten Ehe, Gewalt und Missbrauch in Familien, Versagen und unglaubwürdiges Verhalten von Priestern und viele andere Aussagen. Offen werden die Schwierigkeiten angesprochen, ohne dabei gleich moralisierend zu urteilen. Das ist eine veränderte Sprache. Aber auch die Hoffnungen und Ermutigungen sind zu lesen, die aus der Botschaft der Bibel und im Glauben an Gottes Liebe und Barmherzigkeit gegeben sind.“

Wie geht es weiter?

Im Oktober 2014 findet im Vatikan die erste (außerordentliche) von zwei Bischofssynoden über Familienseelsorge statt; die zweite – eine Generalversammlung der Synode – folgt im darauffolgenden Jahr. Dann soll die Synode vom 4. bis 25. Oktober 2015 unter dem Titel „Jesus Christus offenbart das Geheimnis und die Berufung der Familie" tagen, wie Kardinal Lorenzo Baldisseri an diesem Donnerstag bekanntgab.