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Christliche Mystik ist Hilfe für Führungskräfte

"Wirtschaftsethik Frühstück" in Wien mit Bischof Alois Schwarz und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl

WKÖ-Präsident Christoph Leitl (li), WEISS-Geschäftsführerin Mag. Martina Uster und Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz (© Foto: Foto: WKÖ/Leithner)
WKÖ-Präsident Christoph Leitl (li), WEISS-Geschäftsführerin Mag. Martina Uster und Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz (© Foto: Foto: WKÖ/Leithner)

Wien, 04.10.2016 (KAP) Die Bedeutung christlicher Grundwerte für nachhaltiges Wirtschaften hat Bischof Alois Schwarz betont. Führungskräfte sollten ethisches Management auf Basis einer inneren Haltung vorleben, und das Christentum könne dazu viel beitragen, sagte er bei einem "Wirtschaftsethik Frühstück" am Dienstag in Wien. "Die christliche Tradition hat in der Mystik ein enormes Regelwerk zu inneren Stärkung der Menschen", schilderte Schwarz bei der von der Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem vom Kärntner Bischof initiierten "Wirtschaftsethik Institut Stift St. Georgen" (WEISS) organisierten Veranstaltung. Auch WKÖ-Präsident Christoph Leitl betonte dabei Ethik als Klammer für nachhaltiges Wirtschaften und gab ein Bekenntnis zur in Österreich geltenden Sonn- und Feiertagsregelung ab.

Die Wirtschaftskammer setze stark auf Corporate Social Responsibility (CSR) als Ausdruck unternehmerischer Verantwortung. In vielen Betrieben werde Wirtschaftsethik bereits konkret gelebt. "Dem Menschen dienen kommt vor Verdienen", formulierte Leitl in ausdrücklicher "Abgrenzung zur Spekulationswirtschaft" ein Bekenntnis zu denjenigen Unternehmern, die Nutzen und menschlichen Mehrwert schafften. Dieser Grundsatz gelte dabei nicht nur im Verhältnis der Unternehmen zu ihren Kunden, sondern auch für das unternehmerische Netzwerk und den Umgang mit Mitarbeitern.

Leitl erinnerte vor den anwesenden Wirtschaftsvertretern an Personalität, Solidarität und Subsidiarität als die tragenden Prinzipien der Katholischen Soziallehre. Prinzipien, die - wie der WKÖ-Präsident hervorhob - auch im 21. Jahrhundert nicht nur "gültige Leitlinien" seien, sondern "heute vielleicht für uns verständlicher sind als jemals zuvor". Man müsse sich daher "nicht nur in Worten, sondern auch in Taten" daran orientieren. Als Beispiel führte Leitl den Erhalt der Sonn- und Feiertagskultur in Österreich an. "Die Wirtschaft trägt das mit und ist überzeugt davon, dass wir, wenn wir von Menschlichkeit reden, ein menschliches Taktmaß brauchen - und da gehört der Sonntag als 'Tag der Begegnung' dazu", sagte der langjährige Präsident der Wirtschaftskammer.

Christentum schuf Wertgefüge

Ein Wertesystem setze eine verlässliche ethische Position voraus, erinnerte Bischof Schwarz, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Wirtschafts- und Sozialfragen zuständig ist, in seinem Vortrag über ethisches Management. Das Christentum habe zahlreiche solcher Wertepositionen in die moderne Gesellschaft eingebracht, darunter solche für solidarisches Zusammenleben, autonome Lebensführung, Emanzipation, individuelle Gewissensmoral, Menschenrechte und Demokratie. Werte, die im Erbe der der jüdischen Gerechtigkeits- und christlichen Liebesethik fußen, zitierte der Bischof den deutschen Soziologen Jürgen Habermas. "Dieses Erbe gilt es hineinzubuchstabieren in unsere Lebenssituation - in großem Respekt vor jenen, die sich heute als Unternehmer engagieren", sagte Schwarz.

Der Bischof strich die Bedeutung verantwortungsvoller Unternehmer heraus, die durch ihren Einsatz für Wirtschaft und Gesellschaft einen Grundstock an Einkommen leisten, der dann geteilt werden könne. In diesem Sinne schaffe Unternehmersein mehr Reichtum und lindere die Armut, so der Bischof. "Das Teilen gehört auch dazu, aber ich kann nur das teilen, was ich habe", sagte er.

Der Schlüssel zu einer starken Unternehmerpersönlichkeit liege in einer Spiritualität, die das innere Rüstzeug für eine tragfähige Ethik biete. "Es geht um Ethik, aber vor allem auch um Ethos", unterstrich der Bischof die hinter ethischem Management stehende Charakterhaltung, die weit über den Berufsalltag hinausreiche. "Da können wir mit unserer religiösen Tradition, der christlichen Mystik sehr viel einbringen. Weil wir aus unserer Tradition heraus Lebensmuster haben, die Menschen stark gemacht haben, das Leben in den verschiedensten Situationen zu meistern", so Schwarz. Er verwies dazu u.a. auf Lebensregeln des Heiligen Dominikus genauso wie jesuitischen Traditionen.

Zu den weiteren Referenten beim "Wirtschaftsethik Frühstück" zählte der Grazer Sozial- und Wirtschaftsethiker Leopold Neuhold. Er kritisierte, dass Ethik zu oft als Behinderung von Wirtschaft verstanden werde, und rief dazu auf, ethische Fragen nicht nur im Kontext von Verboten zu betrachten. Im Kern stehe vielmehr die Frage, "woran sich der Mensch festmacht - gerade auch beim Wirtschaften", sagte der Wissenschaftler. Ethik öffne die Perspektiven auf eine Ökonomie, die nicht nur wirtschaftsgerecht, aber damit zusammenhängend genauso menschengerecht, umweltgerecht, zukunftsgerecht und gesellschaftsgerecht ist. Gerade in Zeiten der Globalisierung und einer wachsenden Flexibilisierung biete sie Orientierung. "Technik und Wirtschaft sind wichtige Mittel und müssen angewendet werden, aber der Mensch muss im Mittelpunkt bleiben", sagte Neuhold.