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Alois Brandstetter: Mit Glauben geht es mir wie reichem Jüngling

Klagenfurter Schriftsteller und Philologe hält Poetikvorlesung an der Theologischen Fakultät der Universität Wien

Dr. Alois Brandstetter - emeritierter Universitätsprofessor und Schriftsteller (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Dr. Alois Brandstetter - emeritierter Universitätsprofessor und Schriftsteller (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

In Alois Brandstetters Romanen spielt "Kirchliches, Christliches, Katholisches eine große Rolle", und es zeigt sich dort eine "Vorliebe auch für die abendländische, von der Religion bestimmte Kultur". Eine Titulierung als "christlicher oder frommer Autor" erscheint dem früheren Klagenfurter Ordinarius für Ältere deutsche Sprache und Literatur dennoch als unangemessen - dies "wäre eine Ehre, die ich nicht verdiene", sagte er in einem Interview für das Webportal der Universität Wien.     

In dem Interview im Vorfeld seiner Poetikvorlesung an der Uni Wien bekannte der 77-jährige Schriftsteller, mit dem Glauben gehe es ihm wie dem reichen Jüngling im Lukasevangelium. Dieser habe zwar "weitgehend" richtig gehandelt, werde von Jesus durch den Auftrag, sein Vermögen an die Armen zu verteilen, "dann doch an seine Grenze geführt wird, wo er nicht mehr mit kann und traurig weggeht".

Brandstetter präsentiert am Dienstag, 25. Oktober, um 18.30 Uhr im Hörsaal 47 der Universität Wien im Rahmen der Poetikdozentur der Katholisch-Theologischen Fakultät "Gedanken eines praktizierenden Schriftstellers zum Verhältnis von Literatur und Religion". In dem auf der Website der Uni Wien veröffentlichten Interview erzählt er von seinem jüngsten Roman "Aluigis Abbild", wo er ebenfalls einen "reichen Jüngling" beschrieb, der Jesu Forderung erfüllt - aber um den Preis der Weltverachtung, "der mir zu hoch erscheint".  

Brandstetters Sympathie gehört - wie er sagte - eher dem mit dem Heiligenbild beauftragten und diesen Auftrag verweigernden Maler Peter Paul Rubens, einem "weltfrommen Weiblichkeits- und Weltverherrlicher". Er sei sicher kein "katholischer Atheist", merkte Brandstetter an, "aber wenn man mich nach meinem Gottesbild fragt, komme ich ins Stottern ..."
Kunst habe durch die Inspiration sicher einen "Mystik- und Spiritualitätsfaktor", wer sie schaffe, ist laut Brandstetter ein "begnadeter" Mensch. Ob aber "Talent" und "Charisma" Gaben des (Heiligen) Geistes sind, ist laut dem Autor zu hinterfragen. Er habe sich einmal gegen die Ansicht des Konzilstheologen Karl Rahner ausgesprochen, wonach alles Kreative an und für sich christlich sei.  

Zugleich baue er immer wieder Bezüge zum Christentum in sein literarisches Schaffen ein. Als Beispiele nannte Brandstetter die ästhetische Faszination von Liturgie und Volksfrömmigkeit, biographische Reminiszenzen, stellenweise Versuche einer tiefergehenden "Gottesrede", aber auch "ekklesiogene Neurosen" oder ironische Bezüge. Ihm werde - "etwa im Gegensatz zu Heinrich Böll" - allzu große Nachsicht mit dem kirchlichen "Bodenpersonal" nachgesagt.

Alois Brandstetter, wurde am 5. Dezember 1938 in Pichl bei Wels, besuchte das bi-chöfliche Petrinum in Linz und studierte in Wien Germanistik und Geschichte. Seine wissenschaftliche Laufbahn führte ihn nach Saarbrücken, Salzburg und ab 1974 Klagenfurt. Als Schriftsteller wurde Brandstetter erst spät tätig, sein erster großer Erfolg "Zu Lasten der Briefträger" erschien 1974. Es folgten "Die Abtei" (1977), "Über den grünen Klee der Kindheit" (1982), "So wahr ich Feuerbach heiße" (1988), weitere Erzählungen und Romane und zuletzt "Aluigis Abbild" (Residenz Verlag 2015).

Bericht: Kathpress.at