Organisation

Sekretariat des Diözesanrates

Familiensynode - und was nun?

Die Herbst-Plenarsitzung des Diözesanrates hatte u. a. die Ergebnisse der Familiensynode zum Inhalt

Wie mit den Ergebnissen der Familiensynode umgehen, war das Thema der jüngsten Diözesanratssitzuzng (© Foto: fotogard)
Wie mit den Ergebnissen der Familiensynode umgehen, war das Thema der jüngsten Diözesanratssitzuzng (© Foto: fotogard)

Die 7. Plenarsitzung des Diözesanrats in der laufenden Funktionsperiode hatte die Ergebnisse der vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Familiensynode und die daraus resultierenden Fragen für die Diözese Gurk zum Inhalt. 

Wertschätzung der Familie in ihren unterschiedlichen Familienformen

Der langjährige Familienseelsorger der Diözese Gurk, der Jesuitenpater Dr. Reinhold Ettel, hat seinen wohlverdienten Ruhestand in Linz unterbrochen, um wieder in seine alte Wirkungsstätte Kärnten zurück zu kehren und im Diözesanrat seine Analyse der zu Ende gegangenen Familiensynode zu präsentieren. Für Reinhold Ettel zeigte der Prozess der Synode ein kirchliches „Umdenken“ im Zugang zur Frage nach den familiären Situationen der Gläubigen. So wurde eine „Wertschätzung der Familie in ihren unterschiedlichen Familienformen“ spürbar, aus den vielleicht früher als zu „beseelsorgenden verstandenen Objekte der Pastoral“  wurden die Familien zu „Subjekten der Pastoral“, was sich auch in einer „nicht diskriminierenden, sondern wertschätzenden Sprache“ niedergeschlagen habe. Und als Subjekte der Pastoral sollten Familien begleitet werden: „Auf dem Weg brauche es Begleitung, die wiederum von Barmherzigkeit geprägt sein müsse. Es gehe ums Zuhören und um Versöhnung, aber auch um Gerechtigkeit im Fall einer gescheiterten Ehe: es gelte, dabei vor allem auf die Kinder zu achten“, so Ettel. Gerade im Blick auf Menschen, die in einer zivilen zweiten Ehe leben, zeige die Synode ein Umdenken im Zugehen und in der Sprache. „Sie (die in zweiter ziviler Ehe Lebenden) sind Getaufte, sind Brüder und Schwestern; der Heilige Geist schüttet über sie zum Wohle aller Gaben und Charismen aus (…) es gilt daher zu unterscheiden, welche der verschiedenen Formen des Ausschlusses, die derzeit in liturgischen, pastoralen, schulischen und institutionellen Bereich bestehen, überwunden werden können. Sie sollen sich nicht nur nicht exkommuniziert fühlen, sondern können als lebendige Glieder der Kirche leben und reifen“, so der Abschlusstext der Synode.

Papst Franziskus: "Nicht Ideen, sondern Menschen verteidigen"

Nicht im endgültigen Abschlusstext, aber im Text der deutschsprachigen Synodengruppe findet sich auch, so Ettel, eine Bitte um Verzeihung: „Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu harten und umbarmherzigen Handlungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nicht ehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Als Bischöfe unserer Kirche bitten wir diese Menschen um Verzeihung“. Papst Franziskus habe in seiner Schlussansprache, so Pater Ettel, ganz klar die Pflicht der Kirche im Umgang mit Menschen und ihren Brüchen formuliert: „Die erste Pflicht der Kirche ist nicht die, Verurteilungen und Bannflüche auszuteilen, sondern jene, die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden, zur Umkehr aufzurufen und alle Menschen zum Heil des Herrn zu führen“. Die wahren Verteidiger der Kirche seien, so der Papst nicht jene, „die den Buchstaben verteidigen, sondern die, welche den Geist verteidigen, die nicht die Ideen, sondern den Menschen verteidigen, nicht die Formeln, sondern die Unentgeltlichkeit der Liebe Gottes und seiner Vergebung“. 

Dem konkreten Leben nachspüren - hören, begleiten, barmherzig sein

Pater Ettel beendete seinen Impuls mit seinen Folgerungen für die Diözese(n): Bischöfe, Priester, Mitarbeiter/innen in der Pastoral seien angefragt, zu „hören“ und zu „begleiten“. Paare, Eltern und Familien als Getaufte in der Kirche müssten in ihrem Selbstverständnis gestärkt werden, damit sie im Bewusstsein um ihre Bedeutung wachsen und sich einbringen. Vor allem dürfe es keine einfachen Lösungen geben. Wir müssten dem konkreten Leben nach-spüren und unterscheiden, dem Leben gerecht begegnen und barmherzig sein.

„Ich glaube, dass die Fragen der Menschen in Rom angekommen sind“, meinte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz im Blick auf die vergangene Familiensynode. Das Abschluss-Dokument der Familiensynode würde in Bälde von Papst Franziskus in ein verbindliches Dokument gegossen werden. Wir bräuchten aber auf jeden Fall eine Stärkung der Familien. Das Begleitbuch zum Religionsbuch der ersten Klassen Volksschule, dass die Diözese Gurk entwickelt hat, sei u. a. ein Instrument der Stärkung des Glaubens in den Familien, so der Kärntner Bischof.

Ökologie und menschliche Gerechtigkeit

Bischof Schwarz verwies in seinem Impuls auch auf die „Umweltenzyklika“ des Papstes „Laudato si“. Dieses Dokument würde eifrigst im Blick auf Ökologie rezipiert - "Laudato si" sei aber weit mehr als eine reine „grüne Enzyklika“ - es gehe neben dem Umweltschutz vor allem auch über den Schutz des Menschens, des Lebens, um Fragen der Gerechtigkeit.
Im Blick auf Schöpfungsverantwortung informierte Bischof Schwarz auch über die vergangene Kontaktwoche im Dekanat Krappfeld, die ganz im Zeichen des HCB-Skandals im Görtschitztal stand. Es sei weiterhin Aufgabe der Kirche vor Ort, als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen und Hilfe bei Versöhnungsarbeit zu leisten.
Die österreichische Bischofskonferenz hat drei Ziele anhand von "Laudato si" formuliert: so verpflichten sich die Diözesen Österreichs erstens um die Erstellung nachhaltiger Leitlinien. Als zweites Ziel wird die Selbstverpflichtung zu einer Energiewende genannt. Drittes Ziel ist schließlich die Entwicklung einer ökosozialen Beschaffungsordnung (z. B. regionale Einkäufe, faire Einkäufe uvm). 

In der Menschlichkeit stark bleiben

Die Bischofskonferenz hat sich auch mit dem Thema Flucht-Migration-Integration beschäftigt und ein gemeinsames Wort des Dankes für die tausenden Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen, formuliert. Bischof Schwarz wünschte sich, dass „wir in der Menschlichkeit stark bleiben“. Wir würden gerade Texte der Makkabäerzeit lesen, die von bedrängten Situationen des Volkes berichten. „Wir haben einen Gott, der um Fremde weiß, der unübertrefflich an unserer Seite ist, der mitgeht ins Exil, mitgeht in die Verbannung und der in einem Jesus von Nazareth mitgegangen ist nach Ägypten, in die Fremde“. Unser Glaube sagt uns, so Bischof Schwarz, „dass wir einen mitgehenden Gott haben. Wir sind aufgefordert, Menschen der Hoffnung zu sein“. Auch wenn es noch so viele Sperrfeuer des Terrorismus gibt - wir müssen uns einbringen, weil unser Glaube ein „Glaube ist, der auch vergeben kann“. 

Leitbild mit neuen pastoralen Schwerpunkten

Im Blick auf das diözesane Leitbild informierte der Kärntner Diözesanbischof von neuen pastoralen Schwerpunkten der Diözese. In den Themenkreisen Beziehung/Glaube, Solidarität/Barmherzigkeit, Schöpfung/Gerechtigkeit und Vielfalt/Respekt sollen durch konkrete Aktionen und Initiativen weitere Umsetzungsschritte des Leitbildes „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein“ gesetzt werden. Vor allem im "Jahr der Barmherzigkeit" sollen kirchliche Gemeinschaften ein konkretes Zeichen der Barmherzigkeit vor Ort setzen. "Kirche zu sein ist eine Stilfrage - und unser Stil ist der der Barmherzigkeit", so Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz am Ende seiner Ausführungen.

Derzeitige Flüchtlingssituation als Herausforderung und Chance begreifen

Der Direktor der Caritas Kärnten, Bischofsvikar Josef Marketz, informierte im Anschluss an den Bischof über die Flüchtlingssituation. „Das Fundament unseres Glaubens ist die Liebe“, so der Caritas-Chef - „und diese Liebe ist nicht teilbar und ausgrenzend“. Die derzeitige Situation sei nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für die Kirche, so Marketz. Allein die Tatsache, dass sich die Anzahl der freiwilligen Mitarbeiter/innen in den vergangenen Wochen potenziert habe, zeige, dass wir unseren Mitmenschen viel mehr zutrauen und zumuten können, „wieder in die Liebe der Menschen vertrauen können“. Spannenderweise würde Religion aufgrund der Flüchtlingsfrage wieder zum Thema, das uns zwinge, uns wieder selbst über unseren Glauben zu informieren. Im Aufeinandertreffen der Religionen werden wir wieder über unseren eigenen Glauben gefragt. Die Welt ist eine globale und wird immer globaler - die Flüchtlinge geben uns die Chance, unser eigenen Glauben wieder ins Bewusstsein zu rufen. „Ich begreife die Situation als eine, die der Heilige Geist uns schickt, damit wir uns wieder selber mehr als Kirche begreifen“, so Caritas-Direktor Marketz. "Wir werden es schaffen, weil wir viele sind, weil wir Liebende sind, weil Christus mit uns ist - und weil Christus im Anlitz jedes Menschen - egal welcher Religion er ist - sichtbar werden kann".