Organisation

Referat für Pfarrgemeinden

Ermutigung

Rückschau auf den zweiten Pfarrgemeinderatskongress österreichischer Pfarrgemeinderäte und Bischöfe in Mariazell

“Versuchen Sie, Neues zu wagen“, appellierte Bischof Alois Schwarz an die Kärntner Pfarrgemeinderäte - Eine Rückschau auf den zweiten Pfarrgemeinderatskongress österreichischer Pfarrgemeinderäte und Bischöfe in Mariazell (© Foto: fotomax)
“Versuchen Sie, Neues zu wagen“, appellierte Bischof Alois Schwarz an die Kärntner Pfarrgemeinderäte - Eine Rückschau auf den zweiten Pfarrgemeinderatskongress österreichischer Pfarrgemeinderäte und Bischöfe in Mariazell (© Foto: fotomax)
Die Kärntner Delegierten beim PGR-Kongress (© Foto: fotomax)
Die Kärntner Delegierten beim PGR-Kongress (© Foto: fotomax)

Dass Mariazell ein Wallfahrtsort für alle Jahreszeiten ist, wurde vom Christi Himmelfahrt bis Samstag im obersteirischen Gnadenort wieder einmal bewiesen. Dahingehend nämlich, dass alle vier Jahreszeiten in den 2 1/2 Tagen des Kongresses erlebbar waren. So unbeständig das Wetter sich auch zeigte, so "stabil" war die emotionale Wetterlage bei den Teilnehmer/innen. Der Kongress, zu dem neben den Diözesanbischöfen und Mitgliedern der Bischofskonferenz mehr als 500 Pfarrgemeinderäte aus allen zehn österreichischen Diözesen angereist waren, war für alle Delegierten eine "Ermutigung". 

Bei der Festmesse Christi Himmelfahrt in der Basilika Mariazell, die, unter dem Vorsitz des Wiener Erzbischofs Kardinal Dr. Christoph Schönborn, den Kongress feierlich eröffnete, formulierte der Wiener Kardinal seinen Wunsch an den Kongress. Er wünsche sich, so Schönborn, Tage voller Zuversicht und ein offenes Ohr füreinander. Der Kärntner Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz, in der Bischofskonferenz als Referatsbischof für Pastoral für die Pfarrgemeinderäte zuständig, verwies in seiner Predigt auf den Wunsch und die Hoffnung Gottes, dass sich die Menschen verwandeln lassen, sich in Gott hinein verwandeln lassen. „Mit offenem Blick dürfen wir einander begegnen“, so Bischof Schwarz und: „an unserer Art zu leben sollen die Menschen erkennen, wer unser Gott ist“.  Im Anschluss an die Eucharistiefeier wurde im Kongresszelt ein feierliches Abendmahl mit Kardinal Schönborn als Tischredner begangen. Der Kardinal beendete seine Tischrede mit einer Passage aus Evangelii Gaudium, dem jüngsten Schreiben von Papst Francesco: „Ich lade jeden Christen ein (… )noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, ihn (…) jeden Tag erneut zu suchen. (…)Niemand ist von der Freude ausgeschlossen, die der Herr uns bringt“. 

Den Auftakt des zweiten Tages machte aber nach der Frühmesse in der Basilika ein Impulsreferat des Innsbrucker Dogmatikers Roman Siebenrock. Er baute seinen Impuls auf ein Wort des Apostel Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth auf: „Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, (…) geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes(…)“ (2 Kor 3,3). „Die Kirche und das Christentum wird sich in diesem Jahrhundert verändern, die Weltkirche wird nicht mehr „nach der Pfeife Europas“ tanzen“, so Siebenrock. „Ich bin der festen Überzeugung“, so Siebenrock, „dass bestimmte Überzeugungen von Gott und von Kirche verschwinden werden. Es wird uns der „lange Schatten Habsburgs“, die Vorstellung eines absolutistischen regierenden Gottes- und Kirchenbildes genommen werden. Wir treten erst aus dem Schatten Habsburgs heraus, wenn wir alle gemeinsam Verantwortung spüren für die Kirche in diesem Land“. Der Innsbrucker Pastoraltheologe Christian Bauer wagte in seinem Impuls einen Blick in die Zukunft der österreichischen Kirche. Er glaubt, dass die Kirche „kleiner, bunter und weniger klerikal“ sein wird. Das Kleiner-Werden muss dabei nicht negativ sein. „Wir dürfen uns nicht an eine gute alte Zeit klammern, die ohnehin nie so war“, so Bauer. „Wo es nicht mehr selbstverständlich ist, katholischen Glaubens zu sein, werden die Zugänge zum Glauben dafür bunter“. Sr. Teresa Schlackl stellte Möglichkeiten einer sich verändernden Kirche anhand der Arbeit ihres Ordens, der Salvatorianerinnen, in Lateinamerika, Indien und Europa vor. Gerade die Arbeit in der indischen Provinz Assam zeige ein mögliches Rezept für Kirche von heute - die Missionarinnen haben MIT den Menschen gelebt; und sie haben so gelebt, dass die Menschen vor Ort gefragt haben, was das für ein Glaube sei, nach dem die Schwestern so leben, wie sie leben. „Es war lange gut - aber es darf sich auch was ändern“; diese Erfahrungen der Ordensgemeinschaften gelte auch für die gesamte Kirche. Eine Stärke der Salvatorianerinnen sei es, dass sie nahe bei den Menschen wären. Der Abend des zweiten Tages war dem „Gottesgespräch“ gewidmet - verschiedene liturgische Formen konnten an verschiedenen sakralen und profanen Orten in Mariazell erfahren und erlebt werden. Mittelpunkt des zweiten Tages waren aber rund 60 Workshops, die den Teilnehmer/innen pfarrliche Initiativen vorstellten. Aus Kärnten präsentierten vier Delegierte gelebtes Christentum: Frau Hildegard Tschuitz berichtete von einem musikalisch-theologischen Abend für Liebende in der Pfarre St. Martin/Techelsberg, Frau Rosemarie Spök stellte den Schöpfungsweg der Pfarre Loibltal/Brodi vor, Frau Birgit Wurzer Inititativen aus Kärntner Pfarren im Umgang mit Migrant/innen und Herr Alois Tuscher den "Talentetausch" als Beispiel nachhaltiger und bargeldloser konkreter Nachbarschaftshifle.

Die Kärntner Teilnehmer/innen zeigten sich von den Erfahrungen in Mariazell tief beeindruckt. Nun gelte es, von diesen Erfahrungen in den eigenen Pfarren und Dekanaten zu berichten und zu versuchen, „Neues zu wagen“. Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz forderte seine Diözesandelegierten ebenfalls zu Mut und „Tun“ auf: „ Ich möchte sie einfach ermutigen, etwas zu tun. Die Erneuerung der Kirche geschieht nicht nur durch die Bischöfe, sondern auch und vor allem durch Sie. Ich hoffe, dass Sie die Freude mit nach Hause mitnehmen, etwas zu tun. Ob jung oder alt- das wird im Evangelium nicht gefragt. Wichtig ist, dass wir uns austauschen. Haben sie den Mut, auf Leute zu zu gehen. Reden sie von sich aus - sobald sie von sich aus von ihrem Glauben erzählen, erzählen auch die anderen von ihrem Glauben. Wir sind gut unterwegs als österreichische Kirche- in einer großen Bandbreite. Meine Freude an dem Kongress und an dem Gebet, das wir hier erleben ist, dass wir schauen, welchen Schatz wir haben. Erzählen sie von der Vielfalt, die die österreichische Kirche bieten kann. Zeigen sie Initiative - einen Weg kann man erst dann kennen lernen, wenn man ihn geht- also gehen sie“, so der Kärntner Bischof.