Organisation

Referat für Pfarrgemeinden

Die Kirche ist eingepackt

Im Rahmen der Aktion Glaube wurde in Straßburg die Heiligengeistkirche "eingepackt"

Die Heiligengeistkirche in Straßburg trägt violett (© Foto: Sonntag/Jakl)
Die Heiligengeistkirche in Straßburg trägt violett (© Foto: Sonntag/Jakl)

„Die Kirche ist eingepackt“
Mehr als 70 Pfarren in unserer Diözese machen an der „Aktion Glaube: verhüllen-enthüllen-entdecken“ mit. In Straßburg wurde eine Kirche komplett eingehüllt. Ein kleiner Lokalaugenschein.
von Ingeborg Jakl


Vor der Heiligengeistkirche brandete bei den vielen Zaungästen großer Applaus auf: Exakt in dem Augenblick, als sich der mächtige Kranarm des Einsatzwagens von der Freiwilligen Feuerwehr Althofen auf den Kirchturm zubewegte. Oben, in luftiger Höhe, haben Thomas Fuchs von der Firma Greil und Friedrich Monai, Feuerwehrkommandant der FF Straßburg, gerade die erste Plane um die Kirchturmspitze gewickelt. Vier Meter vom violetten Austronet, so der Name des Verhüllungsmaterials, haben sie perfekt platziert.
Das Unterfangen hat mit Verzögerung begonnen: Das Material, immerhin 300 Meter auf großen Rollen, war erst im letzten Augenblick angeliefert worden. Dechant Johann Rossmann ist denn auch erleichtert, als der Spezialkran aus Althofen die erste Bahn nach oben hievt und das, ohne zu verheddern, klappt. Als die violette Plane zur Mittagszeit vom Boden abhebt und zur Turmspitze schwebt, sind die langen Vorbereitungsphasen und Berechnungen erst einmal vergessen und Erleichterung wird bei allen Beteiligten spürbar. Gebannt schaut Ulrich Mühlburger zu, wie sein Kollege Thomas Fuchs die Planen präzise mit Kabelbindern sichert. „Wir sind zwar auf Kirchturmsanierungen ohne Gerüst spezialisiert“, beschreibt er seinen Arbeitsbereich, „aber ein solches Projekt haben wir auch noch nicht begleitet.“
Entsprechend waren denn auch die Planungen. Gemeinsam mit seinem Kollegen hat er getüftelt, wie die einzelnen Planen anzubringen seien. „Immerhin soll die Verhüllung ja die ganze Fastenzeit hindurch halten“, gibt er zu bedenken. „Schnee, Wind und Regen muss das Material trotzen, und ein besonderes Augenmerk liegt natürlich auf der Befestigung.“
Großer Auftritt
„Ich bin wirklich angespannt“, gibt auch Dechant Rossmann zu. Aber schon Minuten später schwebt die nächste Plane auf den Turm zu. Jetzt beginnt die Feinjustierung. Die geschnittenen Planen passen millimetergenau, der Kranarm bewegt sich wieder weg, die nächste Plane wird gesetzt. Vom Boden aus beobachten die FF-Kameraden mit Philipp Wernig die Verhüllung des Turms und dokumentieren die bisherigen Arbeiten. Danach hat wieder Fuchs seinen großen Auftritt. Der Spezialist lässt sich in der Krangondel erneut in die Höhe bringen, um jetzt das Kirchendach zu verhüllen. Zwei Anläufe sind dazu nötig, „weil ja alles sitzen muss“. Fuchs braucht dann eine Viertelstunde, bis die erste Dachplane fest verankert ist. Unter Applaus kehrt er zum Boden zurück. „Da oben geht man fliegen“, schmunzelt er, denn der Wind frischt vom Gurktal eiskalt auf.
Aber die Windgeschwindigkeit sei im „tolerablen Bereich“ gewesen, um die Aktion durchzuführen, sagt er, immerhin habe er bei der Firma Greil schon Arbeiten bei anderen Kirchtürmen mit Kraneinsatz absolviert. Er und sein Kollege waren schon am frühen Vormittag im Pfarrhof Straßburg eingetroffen, um sich die Kirche genau anzusehen und das Material zu positionieren.
Sigrid Seiser, Obfrau des Pfarrgemeinderates und auch Pfarrhaushälterin, hat vorgesorgt. Ein kräftiges Mittagessen schaffte die Grundlage für den Einsatz in luftiger Höhe. Dazu gab es Tee und Kaffee in Wärmekannen und einen Imbiss für alle.
Während die Männer gemeinsam mit der FF Straßburg die Vorarbeiten leisteten, stellten sich die kleinen Buben und Mädchen des Pfarrkindergartens mit Leiterin Monika Reinhardt als interessierte Beobachter ein. „Die Kirche wird eingepackt“, stellte der kleine Jonas erstaunt fest und blickte angestrengt nach oben. „Und das wird die Fastenzeit über auch so sein“, klärte ihn Rossmann auf. „Das zeitweise Verhüllen öffnet den Blick für eine Neuentdeckung des Geheimnisvollen, das scheinbar bekannt ist, aber nicht erkannt werden kann.“ Hier solle man schauen und denken, und je länger man schaue, desto eindrucksvoller werde das Sehen, desto intensiver das Gesehene.
Äußerliches Kennzeichen
Was bisher in vielen Kirchen geschieht, soll heuer, im Jahr des Glaubens, auch im öffentlichen Raum sichtbar werden: Äußerliches Kennzeichen gerade der Fasten- und Passionszeit ist dieVerhüllung von Kreuzen. In Österreich ist die Landschaft durch Tausende solcher Glaubenszeichen in Form von Kreuzen, Bildstöcken, Heiligenfiguren, Fassadengestaltungen, Kapellen geprägt. Eine Verhüllung dieser Darstellungen im Freien soll auch bei Menschen, die nicht in den Kirchenraum gehen, Aufmerksamkeit für das Thema Glaube wecken. Komplementär zur Verhüllung soll dann die Enthüllung zu Ostern die Botschaft dieses zentralen christlichen Festes verdeutlichen: In Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, ist gleichsam das „größte Geschenk aller Zeiten“ offenbar, sichtbar, geworden.
Das Verhüllen christlicher Symbole mache, so Diözesanbischof Alois Schwarz, nicht nur die große Bedeutung der christlichen Religion im Land bewusst und erfahrbar, sondern spiegle auch Glaubenserfahrungen der Menschen wider. „Oft haben die Menschen das Gefühl, dass Gott sich vor ihnen verhüllt, doch Jesus Christus ist immer bei den Menschen und begleitet sie, auch wenn er manchmal ihrem Blick entzogen scheint – und die Katholische Kirche Kärnten ist gemäß dem diözesanen Leitbild ´mit Jesus Christus den Menschen nahe´“, so Bischof Schwarz. Das Verhüllen öffentlicher Glaubenssymbole in der Fastenzeit sei, so Bischof Schwarz, ein Zeichen der Wertschätzung und eine Einladung, auch „mit den Augen zu fasten“.