Organisation

Referat für Pfarrgemeinden

Adaptierungen und Erinnerungen

Im Zuge der Adaptierungen wurden die Seminarräume und Hörsäle im Diözesanhaus nach Märtyrerpriestern umbenannt.

Die Seminarräume und Hörsäle des Diözesanhauses wurden nach Märtyrerpriestern benannt (© Foto: fotomax)
Die Seminarräume und Hörsäle des Diözesanhauses wurden nach Märtyrerpriestern benannt (© Foto: fotomax)
 (© Foto: fotomax)
(© Foto: fotomax)

Das Diözesanhaus in der Tarviser Straße in Klagenfurt ist ein „multifunktionaler Ort“ der Kärntner Kirche. In seinen Räumlichkeiten befinden sich Einrichtungen der Katholischen Aktion, das Bischöfliche Seelsorgeamt mit seinen Abteilungen und Referaten, drei Redaktionsbüros (Kirchenzeitung Sonntag, Kinderzeitschrift Regenbogen und Internetredaktion der Diözese), ein Druck-und Kopiezentrum, die Diözesanbibliothek, der Behelfsdienst uvm. Um den Erfordernissen eines modernen Bildungszentrums gerecht zu werden, sind in den vergangenen Wochen (bauliche) Adaptierungen durchgeführt worden - der Bogen reicht von der Neugestaltung des Festsaales hin zu einem neuen Informationsleitsystem, Info-Screens und W-lan Anbindung für Gäste. Gleichzeitig mit der Modernisierung geschah aber auch durch die Umbenennung der Seminarräume und Hörsäle nach Kärntner Märtyrerpriester ein Beitrag zur Erinnerungskultur - schließlich zeigt die Geschichte des Diözesanhauses als Bauwerk die wechselvolle Geschichte der Kärntner Kirche im 20. Jahrhundert:

Bau als Priesterseminar und NS-Zeit

1929 wurde unter Bischof Adam Hefter der Neubau des Priesterseminars (das bestehende im ehemalige Palais Gaylberg in der Priesterhausgasse war in desolatem Zustand)  in Auftrag gegeben. Als Bauplatz wurde ein Baugrund nahe des Lendkanals gewählt und der Wiener Dombaumeister Karl Holey mit der architektonischen Planung beauftragt. Nach dreijähriger Bauzeit konnte das neue Priesterseminar am Fest Mariä Empfängnis eröffnet und die zum Seminar dazugehörende Kirche Christus dem König geweiht werden. Sechs Jahre lang diente das neue Priesterseminar seiner Bestimmung, bis die Nationalsozialisten in Österreich die Macht übernahmen und aus dem Priesterseminar das „braune Haus“ von Klagenfurt wurde. Am 22. September 1938 erschien der Gauleiter von Kärnten, Wladimir von Pawlowski (1891 - 1961) bei Fürstbischof Adam Hefter und informierte ihn, dass das Priesterseminar vom Reichsstatthalter aus Staatsnotwendigkeit angefordert worden sei. Man einigte sich, einer Enteignung durch „Vermietung“ des Hauses zu entgehen. Die Kärntner Seminaristen mussten aus dem Priesterhaus ausziehen, das Seminar siedelte während der Kriegsjahre nach St. Georgen am Längsee und Gurk.

In die Tarviser Straße kamen NS-Dienststellen des Gau Kärnten sowie Büros der Staatlichen Bauleitung und der „Universale Hoch- und Tiefbau A.G.“. Von der Tarviser Straße aus wurde der Bau des Loibl-Tunnel administriert, ein Bau, der durch zivile Zwansgarbeiter und KZ-Häftlinge errichtet wurde. Die beiden Lager an der Nord- und Südseite der Tunnelbaustelle waren Außenlager des KZ Mauthausen.

Das Diözesanhaus vom Kriegsende bis zur Generalsanierung

Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Schreckensregimes und der Befreiung Österreichs durch die Alliierten beschlagnahmte die britische Armee das Diözesanhaus und nutzte es die Nachkriegszeit hindurch als Hauptquartier der achten britischen Armee. Die Christkönigskirche konnte bereits während der Besatzungszeit durch die Engländer als Sakralraum verwendet werden und bot unter anderem auch der slowenischen Gemeinde spirituelle Heimat. Bis zur Errichtung der Hermagoraskapelle wurden in der Christkönigskirche als Ersatzort für die 1944 zerstörte Priesterhauskirche auch Gottesdienste in slowenischer Sprache gefeiert. 

Mit der Wiederherstellung der völligen Souveränität Österreichs und dem Abzug der Alliierten wurde das Haus in der Tarviser Straße 1955 der katholischen Kirche Kärnten zurückgegeben.  Doch auch nach der Rückgabe des Diözesanhauses an die Kirche kehrten die Kärntner Seminaristen nicht in die Tarviser Straße zurück: bereits 1953 wurde das Seminar in das „Marianum“ am Rudolfsbahngürtel verlegt, von 1971 bis 1995 studierten die Kärntner Seminaristen an der Theologischen Fakultät in Salzburg und seit 1995 in Graz.

Die Baracken, die die Engländer auf den weitläufigen Grünflächen in Norden des Diözesanhauses errichtet hatten, wurden bis zur Übersiedelung in die Waaggasse 1968 von Einrichtungen der Katholischen Aktion genützt. In das Hauptgebäude in der Tarviser Straße zog nach Rückgabe des Hauses an die Kirche die „Vorschule für Familie und weibliche Berufe“. Der vom Kärntner Caritasverband betriebenen Schule, die 1965 das Öffentlichkeitsrecht bekam, war auch ein Caritas - Schülerinnenheim angeschlossen, das bis 1994 am Lendkanal beheimatet war. 1989 wurde ein bis heute bestehender Kindergarten des Kärntner Caritasverbandes in der Tarviser Straße eingerichtet.

Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein - das Diözesanhaus von der Generalsanierung bis zur Gegenwart

1995 wurden die Kärntner Architekten Felix Orsini-Rosenberg und Franz Freytag  vom damaligen Diözesanbischof Egon Kapellari mit der Generalsanierung und -renovierung des Hauses beauftragt. Die Vorgabe war, aus dem Haus in der Tarviser Straße wieder ein Priesterseminar und Diözesanhaus zu machen. Im Dachgeschoss wurden Zimmer und ein schlicht gehaltener Gebetsraum in einem eigenen Trakt für die Kärntner Seminaristen als Priesterseminar eingerichtet. Der Rest des Hauses wurde als Begegnungs- und Bildungshaus konzipiert: neben Büroräumen bieten fünf Seminar- und Hörsäle sowie der Festsaal die Möglichkeit, Bildungsveranstaltungen im Diözesanhaus mit unterschiedlichen Teilnehmer/innen-Größen durchzuführen, eine Cafeteria im Erdgeschoss dient als Begegnungs- und Verköstigungsraum. Neben den Gliederungen der Katholischen Aktion Kärnten und den Referaten des bischöflichen Seelsorgeamtes beherbergt das Diözesanhaus die Katholisch Pädagogische Hochschule (KPHE), das Jugendzentrum „Point“, die Diözesanbibliothek, einen Behelfsdienst, die Redaktionsräume der Kärntner Kirchenzeitung „Der Sonntag“, der Kinderzeitschrift „Regenbogen“ und der Internetredaktion sowie das diözesane Druck- und Kopiezentrum. 

Erinnerung an Blutzeugen des Glaubens

Im Herbst des Jahres 2013 wurde die Sanierung und Neugestaltung des Festsaales des Diözesanhauses in Auftrag gegeben. Im Zuge der Sanierung wurde beschlossen, die Bildungs- und Begegnungsräume des Diözesanhauses nach jenen Kärntner Priestern zu benennen, die unter dem NS-Regime den Märtyrertod erleiden mussten. Der neu gestaltete Festsaal trägt den Namen eines der führenden Mitglieder der „Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs“, des Kärntner Priesters Anton Granig (am 15. April 1945 in Stein an der Donau erschossen). Die weiteren Hörsäle und Seminarräume sind nach den ebenfalls von den Nationalsozialisten ermordeten Priestern Josef Pollak (1940, KZ Oranienburg/Sachsenhausen), Marzell Leeb (1940, KZ Mauthausen), Anton Kutej (1941, KZ Dachau), Otto Schuster (1942, Hartheim) und Anton Koperek (1942, KZ Dachau) benannt.

>>> Bericht vom Festakt mit Bischof Dr. Alois Schwarz und Bischof Dr. Manfred Scheuer anlässlich der Umbenennung und Neugestaltung