Organisation

Referat für Trauerpastoral

“Selbstmord kündigt sich an”

Reaktion der Plattform "Verwaiste Eltern" auf den Zeitungsartikel vom 01. Juni 2016 (Kleine Zeitung)

Kinder und Jugendliche brauchen eine achtsame und wertschätzende Umgebung (© Foto: pixapay)
Kinder und Jugendliche brauchen eine achtsame und wertschätzende Umgebung (© Foto: pixapay)

Sehr geehrte Redakteure und Redakteurinnen der Kleinen Zeitung!

Mit aufkommendem Unbehagen habe ich den Artikel mit dem Titel „Selbstmord kündigt sich an“ und die Ratschläge vom Psychologen und Psychotherapeuten Philip Streit gelesen.

Jeder Suizid, vor allem der Suizid eines Kindes, löst in seinem Umfeld Betroffenheit aus. Hinterbliebene Eltern geben sich oftmals die Schuld am Geschehenen und hinterfragen, ob sie veränderte Verhaltensweisen, Entwicklungen im Freundeskreis, schulische Herausforderungen nicht wahrgenommen haben, oder zu wenig beachtet haben.Kinder und Jugendliche befinden sich in der Pubertät in einem Ausnahmezustand. Die hormonellen Veränderungen, aber auch die des Körpers und des Gehirns fordern eine Menge Kraft und Energie. Ein anderes Körperbewusstsein entsteht und Mädchen, wie auch Burschen beginnen, noch bewusster auf ihr Aussehen zu achten.  Sie wissen oft selbst nicht, wie sie so manche Situation und Herausforderung einordnen sollen. Reaktionen wie vorübergehender Rückzug, Sprachlosigkeit, Widerstand, Nähe und Abstand gehören zu dieser Entwicklung. Sport und bewusste Ernährung werden in dieser Zeit auch oft zum Thema.

Dr. Streit führt in diesem Artikel zwei Beispiele an: Veränderung im Essverhalten, Rückzug und dass Eltern, die eine „intakte“ Beziehung zu ihrem Kind haben, diese Veränderungen nicht entgehen können und sofort handeln sollen, indem sie Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufsuchen.

Diese Veränderungen werden wahrgenommen, doch hinter diesen Veränderungen steckt nicht immer ein suizidaler Gedanke. Und selbst wenn ein Kind oder ein Jugendlicher suizidgefährdet ist, so kann eine psychiatrische Einrichtung keinesfalls garantieren, dass die Suizidgedanken nicht in die Tat umgesetzt werden.


Diese Generalisierungen verunsichern Eltern und nehmen Kindern und Jugendlichen die Chance, sich in vertrauens- und verständnisvoller Umgebung zu entwickeln. Selbstverständlich sollte bei anhaltender Unsicherheit und Verhaltensveränderungen professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Suizide von Kindern und Jugendlichen sind auch nicht immer von langer Hand geplant. So kann durch eine einmalige Konsultation auch eine eventuelle Suizidgefahr nicht zu 100 % abgeklärt werden bzw. diese nie vollständig ausgeschlossen werden.

Vertrauen, Achtsamkeit, im Gespräch bleiben und seinem Kind immer wieder versichern, dass es ok ist, gibt Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit Zuversicht und Selbstvertrauen.

Astrid Panger
Leiterin der Plattform „Verwaiste Eltern“ - Diözese Gurk-Klagenfurt