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Stift Gurk

“Seid wachsam” - ein Bild zum Ersten Advent

Bilder aus Dom und Schatzkammer bereiten auf Weihnachten vor

Altherrenbild um 1380, Fresko im Gurker Dom  (© Foto: Kunstverlag Peda)
Altherrenbild um 1380, Fresko im Gurker Dom (© Foto: Kunstverlag Peda)

„Seid wachsam“ heißt es in den Worten des Evangeliums zum 1. Adventssonntag. Im Advent bereiten wir uns „wachsam“ auf die Ankunft (lat. adventus) Gottes, die Geburt Christi, vor. Mit dieser Wachsamkeit wollen wir im diesjährigen Advent durch den Gurker Dom und die Schatzkammer Gurk gehen und die Bilder der Vergangenheit zu uns sprechen lassen und uns so dem Weihnachtsfest nähern.

Der 1. Sonntag im Advent steht unter dem Thema der Wiederkunft Christi.

Dann wird man den Menschensohn 
mit großer Macht und Herrlichkeit 
auf den Wolken kommen sehen. 
Mk 13,26

Das Kommen, von dem hier die Rede ist, ist das Kommen Christi am Ende aller Zeiten. Die Bedeutung von Advent, meint also nicht nur die Ankunft Gottes in der Form des kleinen Jesuskindes. Es meint auch das Einlösen eines Versprechens, das Gott den Menschen gegeben hat. Nämlich, dass er zur Endzeit wiederkommt und einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft. Für die Menschen zur Zeit Jesu hatte der Glaube daran eine Bedeutung, die in unserem heutigen Denken, nur sehr schwer nachvollziehbar ist. Man war allezeit bereit auf dieses Ereignis und wusste aus den Beschreibungen der Apokalypse des Johannes, wie das geschehen würde. Darstellungen aus der Apokalypse haben daher über Jahrhunderte die christliche Kunst geprägt.

Im Gurker Dom erzählt ein Fresko an der Südwand des Altarraums daraus. Entstanden im 14. Jahrhundert zeigt es den thronenden Christus. In seiner Linke hält er ein Buch, in seiner Rechten ein Zepter und er wird flankiert von zwei musizierenden Engeln. Vor dem Thronsockel knien der Stifter des Bildes, seine Frau, seinen zwei Söhne und fünf Töchter. Links und rechts vom Thron stehen jeweils zwölf Herren, die Spruchbänder in ihren Händen halten. Sie tragen die Kleidung des 14. Jahrhunderts, wobei auffällt, das Gewand und Hüte aller 24 Herren unterschiedliche gestaltet sind. Das Bild bezieht sich auf das 4. und 5. Kapitel der Apokalypse des Johannes. 24 Älteste huldigen dort den Thron Gottes. Die Thronbeschreibung  der Apokalpyse soll untermauern mit welcher Pracht und Macht Christus und damit Gott wiederkehren wird. Im Mittelalter wurde die 24 Ältesten als Beratungsgremium verstanden. So glaubte man, dass sie mit Gott vierteljährlich über Glück oder Unglück, Leben oder Tod eines jeden Menschen berieten. Die Zeit, in der das sogenannte Gurker „Altherrenbild“ entstanden ist, war eine Krisenzeit, bestimmt durch Hungersnöte, Pest und Kriege. Die Angst vor noch mehr Not und Unheil war daher allgegenwärtig. So erhoffte man sich die Gunst der 24 Ältesten durch Gebete, Anrufungen und Bilder sichern zu können, um vor weiterem Unheil beschützt zu sein. Vor diesem Hintergrund wird wohl auch das Fresko im Gurker Dom entstanden sein.

Noch immer zerbricht sich Forschung darüber den Kopf, wer mit den 24 Ältesten der Apokalypse gemeint ist. In einem ist man sich zumindest einig. Die Zahl hat Symbolcharakter und darin findet sich eine weitere interessante Parallele zur Adventzeit. Denn neben den vier Adventsonntagen, sind es auch die 24 Tage bis Weihnachten, die die Zeit des Wartens auf das Kommen des Herrn gliedern.