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Stift Gurk

“Ich sende meinen Boten vor dir her” - ein Bild zum Zweiten Advent

Bilder aus Dom und Schatzkammer bereiten auf Weihnachten vor

Ausschnitt aus Baierberger Altar, um 1525 (© Foto: Stift Gurk)
Ausschnitt aus Baierberger Altar, um 1525 (© Foto: Stift Gurk)

"Ich sende meinen Boten vor dir her; 
er soll den Weg für dich bahnen."
(Mk 1,2)

Gerade in der zweiten Adventwoche wird einem bewusst, wie sehr die Adventszeit eine Zeit des Wartens und Hinhörens ist. Zwei Boten sind es, die das Kommen Jesu ankünden – Johannes der. Täufer und der Engel Gabriel. Ihnen beiden sind das Evangelium des Adventsonntages und des Marienfeiertags gewidmet.

Das Sonntagsevangelium berichtet vom Auftreten Johannes des Täufers, seine Predigt und Taufe, die er den Menschen brachte. Doch er ist nur der Bote, der Wegbereiter, für den, der nach ihm kommen wird und viel stärker ist als er. Dass, dies der Sohn Gottes ist, berichtet der Engel Gabriel der Jungfrau Maria, die zuerst erschrocken, voll Furcht aber letztendlich demütig die Kunde des Engels annimmt. Die Verkündigung der Geburt Jesu, überliefert nach dem Evangelisten Lukas, ist das Evangelium am vorweihnachtlichen Marienfeiertag dem 8. Dezember. Doch feiert man an diesem Tag gar nicht die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria. Dieses Fest wir am 25. März, neun Monate vor dem Weihnachtsfest begangen. Der 8. Dezember wird als „das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria beschrieben.“ Es erinnert damit an die Empfängnis Marias. Neun Monate später am 8. September folgt das Fest der Geburt Mariens. Anders als Jesus, wurde Maria von ihren Eltern Anna und Joachim auf natürliche Weise gezeugt und geboren, aber ist dabei dennoch ohne den Makel der Erbsünde geblieben.

In der mittelalterlichen Kunst wird das Fest der Empfängnis Mariens sehr häufig mit der Szene der Begegnung von Anna und Joachims an der goldenen Pforte verbildlicht. Die apokryphen Evangelien berichten, dass ein Engel Anna und Joachim unabhängig voneinander verheißt, dass sie trotz ihres hohen Alters noch ein Kind empfangen werden. An der goldenen Pforte, einem Eingang des Tempels, begegnen sich die beiden Eheleute. Neun Monate später wird Maria geboren. In der Gurker Schatzkammer lässt sich diese Szene am Flügelaltar von Baierberg wiederfinden. Vor dem Tor und in Anwesenheit zweier Männer umarmen sich Anna und Joachim. Dieser Ausdruck von Innigkeit durch Umarmen ist stets bestimmendes Motiv der Begegnungsszene. Entstanden ist der Altar um 1525 und steht am Übergang der Gotik zur Renaissance. Die Mitte des Altars zeigt die Hl. Sippe umrahmt von der Geschichte der Verheißung und Geburt Mariens. Die Szenen spiegeln ein sehr bürgerliches, profanes Ambiente wieder, was auch an Gewand, Statur und Gestik von Anna und Joachim und den zwei Männern erkennbar wird. Die Entstehung des Baierberger Altars fällt in eine Zeit, in der die Annenverehrung und die daraus entstandenen Verehrung der Hl. Sippe von großer Beliebtheit waren.

Maria, Johannes d. Täufer und Jesus entstammen alle einer wundersamen Geburt. Bei Maria und Johannes war es das hohe Alter und vermeinbare Unfruchtbarkeit, die Anna und Joachim, sowie Zacharias und Elisabeth nicht mehr an Nachwuchs glauben ließen. Doch Anna und Elisabeth wurden, wie der Engel es ihnen verheißen hatte, noch schwanger. Bei Maria wurde das Motiv der Geburt im hohen Alter umgekehrt und überhöht. Sie wurde als junge Frau schwanger und das obwohl sie noch keinen Mann erkannt hatte.

Gemein ist ihnen allen ein Warten und Vertrauen auf Gott und seine Botschaft.