Organisation

Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Amoris laetitia ein Paradigmenwechsel - nicht nur in der Ehepastoral

Pastoralkonferenz der Diözese Gurk 2017

Mag. Franz Harant (© Foto: Michael Kapeller)
Mag. Franz Harant (© Foto: Michael Kapeller)

Von 23. bis 26. Jänner 2017 treffen sich die Dechanten und Priesterräte der Diözese Gurk im Bildungshaus Schloss Puchberg (OÖ), um unter der Leitung von Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz in einer Pastoralkonferenz zentrale Fragen der Seelsorge zu besprechen. In diesem Jahr steht die Umsetzung des nachapostolischen Schreibens "Amoris laetitia" im Mittelpunkt der Beratungen. Als Referent konnte dazu Mag. Franz Harant, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz, gewonnen werden. In drei Impulsreferaten geht Franz Harant auf die entscheidenden Weichenstellungen dieses Lehrschreibens ein. Als thematische Einstiegshilfe bietet der Referent Einsichten an, die er im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit in der Ehe- und Familienpastoral gewonnen hat.

Der Mensch hat Vorrang - auch vor dem Gesetz.

Es gilt immer, den Menschen mit seiner konkreten Lebens- und Glaubensgeschichte zu sehen. Dabei verweist Franz Harant auf ein Wort Jesu in Mk 2,27: "Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat." Zudem ist kein Mensch, so eine weitere zentrale Einsicht des Referenten, fix und fertig, sondern der Mensch weist eine "Werdegestalt" auf. Das Leben ist ein Prozess, das sich im Voranschreiten entwickelt und verändert.

Wenn wir aber meinen, der Mensch sei fix und fertig, dann machen wir ihn fix und fertig.

Denn im Menschen gibt es nicht nur eine Richtigkeit, sondern mehrere. Das wird besonders deutlich in der Gestaltung des Beziehungsalltags, wo es oft darum gehe, aus zwei unterschiedlichen Richtigkeiten eine neue gemeinsame Richtigkeit zu bilden. Insgesamt sei das Leben der Menschen von großer Komplexität geprägt. Hier sei die Kirche gefordert, respektvoll hinzuschauen und die Paare und Familien auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Dabei lädt der Papst dazu ein, nicht auf das zu blicken, was (noch) nicht klappt, sondern das Fragmentarische zu würdigen. So ist in diesem Schreiben nicht so sehr von der Norm die Rede, die zu erfüllen ist, sondern von einem Ideal, das es hochzuhalten gilt und an das man sich annähern soll.

In einem abendlichen Gespräch lädt Bischof Schwarz die Dechanten und Priesterräte ein, gemeinsam Amoris laetitia zu lesen, damit der Paradigmenwechsel, den der Papst darin vollzieht, als Haltung verinnerlicht wird und das seelsorgliche Wirken prägen kann. Schön wäre es, so der Bischof, wenn 2022 zum Jubiläum 950 Jahre Diözese Gurk, dieser Gesinnungswandel, in diesem Land deutlich spürbar ist.