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Islamwissenschafter Troll für Entwicklung eines europäisch gefärbten Islam

Islamwissenschafter Troll für Entwicklung eines europäisch gefärbten Islam (© Foto: Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen)
Islamwissenschafter Troll für Entwicklung eines europäisch gefärbten Islam (© Foto: Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen)

Klagenfurt, 11. 3. 2015 (pgk). Auf die Gefahr, den Islam in seiner Gesamtheit aus den Augen zu verlieren und ihn „nur im Licht der terroristischen Aktivitäten zu sehen“, hat gestern der deutsche Theologe und Islamwissenschafter Prof. Dr. Christian W. Troll SJ, im Rahmen eines Vortrags zum Thema „Islam – Christentum – Moderne“ in der Universität Klagenfurt hingewiesen. „Gerade heute ist es geboten, den Islam und die Muslime, die sich dem Islam zugehörig betrachten, zunächst als religiös-kulturell-politisches Gesamtphänomen zu betrachten“, so Troll. Ein „kritischer und offener“ Dialog sei anzustreben. Gemeinsame Werte und die Würde des Menschen müssten, so der Islamwissenschafter, im Mittelpunkt dieses Dialoges stehen. Dazu sei eine aktualisierte Ausbildung erforderlich, um das religiös-demokratische Denken aller zu fördern. In der historischen Wirklichkeit gebe es nicht den Islam als solchen, erklärte der Theologe, sondern nur „den Islam der Muslime, die selbst entscheiden, was ihrer Meinung nach in ihrer Religion möglich ist“. Troll plädierte für ein religiös und kulturell neu gemischtes Europa, in dem sich „ein europäisch gefärbter Islam entwickelt“. Der Islamwissenschafter folgerte zwei wesentliche Aspekte für die Zukunft: Zum einen solle eine weltweite, religiöse Unterschiede übergreifende Allianz gegen Terrorismus aufgebaut werden. Zum anderen sei eine radikale Wende seitens der Nichtmuslime hinsichtlich sozialwirtschaftlicher Gerechtigkeit erforderlich. Außerdem müsse anerkannt werden, dass alle Menschen die gleiche Würde und Grundrechte haben. „Es gilt, wirklich globale Nachbarschaft zu leben und nachbarschaftlich zu denken und zu handeln“, so Troll.