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Bischof Schwarz: Schutz von Flüchtlingen muss moralischer Selbstanspruch Europas sein

Klagenfurt, 24. 4. 15 (pgk). Mit Blick auf die Flüchtlingstragödie im Mittelmeer hat sich Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz bei der Festveranstaltung „50 Jahre Europahaus Klagenfurt / 20 Jahre Kärnten in der EU“ im Landhaus in Klagenfurt – die Festrede hielt Bundespräsident Heinz Fischer – entschlossen für eine „neue europäische Asylpolitik, die den Respekt der Menschenrechte und der internationalen Konventionen und die Würde jedes einzelnen Menschenlebens in den Mittelpunkt stellt“, ausgesprochen. Es sei unzureichend, betonte Bischof Schwarz, nur den Grenzschutz gegen die Migrationsströme ausbauen zu wollen. Die Abdichtung der Grenzen könne und dürfe nicht die Lösung des Problems sein. „Diese Menschen sind auf der Suche nach solidarischer Hilfe und nach Menschen, die Verständnis für ihre tragischen Schicksale haben“, sagte der Kärntner Bischof. Der Schutz von Flüchtlingen und die Rettung von Menschen in Not und vor allem auch der Menschenleben im Mittelmeer sei eine „menschliche Pflicht und muss in Europa oberste Priorität haben“. Es müsse gleichsam, so Bischof Schwarz, selbstredend „moralischer Selbstanspruch Europas“ sein. Es gehe um internationale Solidarität und Verantwortung, „die ein wohlhabendes Land den Ärmsten der Armen schuldig ist“. Werke der Solidarität und Barmherzigkeit seien auch „ein wichtiges Signal für unsere Jugend und ihr zukünftiges Handeln“. In diesem Zusammenhang dankte der Kärntner Bischof den zahlreichen Hilfsorganisationen der Zivilgesellschaft und der Kirchen in Österreich, die „bewährte und kompetente Vorreiter und Partner des Staates“ seien. Beim Thema Migration werde oft übersehen, so der Kärntner Bischof, dass diese oft eine Folge von wirtschaftlicher Unsicherheit, von Mangel an Grundgütern, von Kriegen und sozialen Unruhen sei, „meist mit sehr viel Armut, Verzweiflung und Leid verbunden“. Die große Herausforderung für Kirche und Politik sei es, „einerseits darauf zu achten, wie es den Menschen, die in unser Land geflüchtet sind, bei uns geht, andererseits aber auch den Blick auf die Beweggründe für die Auswanderung dieser Menschen und die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse und Missstände in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu richten“. Eine Mitverantwortung Europas für die Ursachen der Migration dürfte außerdem, so Bischof Schwarz, nicht vergessen werden. Der österreichische Budgetbeschluss für das Jahr 2015, der deutliche Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) gebracht hat, sei, so Bischof Schwarz, „ein Rückschlag im weltweiten Kampf gegen Armut und Unterentwicklung“. Bischof Schwarz ermutigte dazu, „die Grenzen in den Köpfen, die oft in der Angst vor dem Fremden begründet sind“, abzubauen. „Wenn wir einem anderen Menschen begegnen, darf nicht dessen Herkunft, Religion, sozialer Status etc. im Vordergrund stehen, sondern der Mensch selbst“, betonte der Kärntner Bischof. Das Christentum sei eine Religion, die die Humanität fördere und versuche, „einen Beitrag zu einer menschenwürdigeren Lebensweise in der einen Welt, in der wir alle leben, zu leisten“, sagte Bischof Schwarz und rief dazu auf, „die christlichen Wurzeln Europas bewusster zu machen und mitzuhelfen, Europa größer zu denken als bloß die Europäische Union“. Um einander vorurteilsfrei und angstfrei begegnen zu können, brauche es, so Bischof Schwarz, „einen neuen Stil des Umgangs miteinander, eine neue Kultur des gegenseitigen Respekts und der Achtsamkeit und Mitmenschlichkeit“.