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Bischof Schwarz: Bibel ist gleichsam „Firmenhandbuch“ des Christentums

4. Ethik-Forum St. Georgen zum Thema „Das gute Leben“

Die Referentinnen und Referenten des vierten Ethik-Forum St. Georgen mit Bischof Alois Schwarz (© Foto: Ethikinstitut WEISS / Fritz)
Die Referentinnen und Referenten des vierten Ethik-Forum St. Georgen mit Bischof Alois Schwarz (© Foto: Ethikinstitut WEISS / Fritz)

Klagenfurt, 21. 10. 16 (pgk). „In der Heiligen Schrift haben wir die wichtigsten Beispiele für ein gutes Leben“, sagte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz beim vierten „Ethik-Forum St. Georgen“ des Wirtschaftsethik Instituts Stift St. Georgen (WEISS) zum Thema „Das gute Leben“ vor Führungskräften aus Industrie, Wirtschaft und dem Bankwesen im Bischöflichen Bildungshaus Stift St. Georgen am Längsee. Die Bibel sei gleichsam das „Firmenhandbuch“ des Christentums. Das Christentum bringe alles Notwendige ein, was zur Bildung des Gewissens, für Autonomie und für Freiheit wichtig sei. Gutes Leben brauche Zeit und Resonanz, betonte der Kärntner Bischof. In einem Zwiegespräch mit Cecily Corti, Obfrau der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan und Leiterin der VinziRast-Einrichtungen, wies Bischof Schwarz darauf hin, dass es die Liebe zu den Menschen brauche, um einen solchen Weg wie Cecily Corti zu gehen. „Weil ich geliebt werde, bin ich“, sagte der Kärntner Bischof in Abwandlung eines Zitates von René Descartes. Für ein gutes Leben müsste einem Menschen zugesprochen werden: „Du bist jemand. Du bist geliebt. Du gehörst dazu.“, sagte Bischof Schwarz, der die Sehnsucht als Herzkraft des Lebens bezeichnete. An junge Menschen richtete der Kärntner Bischof den Appell, ihren „richtigen“ Platz im Leben zu suchen und ihre individuellen Entwicklungspotenziale zu nutzen.

Cecily Corti stellte die Arbeit in den Einrichtungen der Vinzigemeinschaft vor. Triebfeder für ihren Einsatz sei, so Corty, „mein großes Interesse am Menschsein“. Sie sei „zutiefst überzeugt“, dass die Welt im Innersten von der Liebe zusammengehalten werde. Gleichzeitig ermunterte sie junge Menschen, ein Organ für das Subtile und für das Geheimnis zu wecken und Mut zur Tiefe zu haben. Entscheidend für sie sei die Qualität von Beziehungen. Im Letzten gehe es stets um Fragen wie Wahrheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Liebe.

Für den Theologen und Philosophieprofessor Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak, Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, ist ein gutes Leben „ein solches, das sich um eine tiefe Praxis der Menschenwürde bemüht“. Wenn das Leben als Pilgerweg gesehen würde, verändere sich nachhaltig die Perspektive, „weil wir demnach noch unterwegs sind und in diesem Leben noch gar nicht ans Ziel kommen können“. Gutes Leben habe stets eine Perspektive auf ein Gegenüber, auf ein konkretes Du, hin und sei von der Liebe nicht zu trennen. Die Menschenwürde anderer auch unter Widrigkeiten anzuerkennen mache das eigene Leben nicht leichter, dafür aber anspruchsvoller und tiefer. Unternehmen müssten sich die Frage stellen, wie Strukturen beschaffen sein müssen, damit sie Integrität ermöglichen könnten.

Der Unternehmer und Autor Prof. Dr. Manfred Winterheller, Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, wies darauf hin, dass Ethik und Erfolg einander nicht ausschließen. „Es ist leichter erfolgreich zu sein, wenn man anständig ist“, so Winterheller, denn: „Unethisches Handeln hat kurze Beine.“

Für den Journalisten Mag. Oliver Tanzer sollten sich Unternehmen die Frage stellen, auf welche Art sie wachsen wollten. Tanzer appellierte dafür, Menschen und Ressourcen schöpferische Pausen zu gönnen.

Coach, Dozent und Autor Anselm Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch und Wirtschaftsleiter des Klosters Andechs, wies darauf hin, dass das Benediktinische „ora et labora“ nichts anderes bedeute als der moderne Wunsch nach „work-life-balance“. Bilgri sprach sich für ein „Führen mit Achtsamkeit“ aus. Dies bedeute die Fähigkeit und Bereitschaft, auch den Blickwinkel des Anderen einzunehmen, „um dann kraftvolle Entscheidungen zu treffen“. Bilgri bezeichnete die Benediktsregel als „ältestes Organisationshandbuch der europäischen Kultur“ und verwies auf die Aktualität von Tugenden wie Gehorsam, Demut und Gabe der Unterscheidung.

Dr. Beate Winkler, ehemalige Direktorin der EU-Grundrechtsagentur, sieht unsere Gesellschaft in einer „tief greifenden Veränderungssituation“. Flüchtlinge seien Boten dieser Veränderung. Winkler plädierte dafür, sich Veränderungsprozessen aktiv zu stellen und diese als Chance wahrzunehmen.

Als Best practice-Beispiele stellten Christina Staubmann das Projekt „Magdas” und Mag. Michele Falchetto das Projekt „Moduletto“ vor. Wirtschaftlicher und sozialer Erfolg seien kein Widerspruch, so die Conclusio der beiden Statements.  

Im Rahmen des Ethik Forums St. Georgen überreichte Bischof Schwarz gemeinsam mit WEISS-Geschäftsführerin Mag. Martina Uster, MSc., das Ethik-Gütesiegel „zukunftsfähig & enkeltauglich“ an die Wirtschaftskammer Kärnten, das sozialpädagogische und therapeutische Zentrum „Josefinum“ und an die Firma „Biogena“.