Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Miteinander schwere Zeiten durchstehen

Die Hochwasserkatastrophe im Gailtal danach. – Ein Augenschein im Pfarrverband Rattendorf-Tröpolach-Mitschig mit Dechant Andreas Tonka. Ein Bericht von Christine Weeber.

Heute ist es die Dankbarkeit, dass bei der Hochwasserkatastrophe im Gailtal niemand gesundheitlich zu Schaden gekommen ist. „Es ist keiner verletzt worden, es ist niemand gestorben“, konstatiert der Pfarrer und Dechant des Pfarrverbands Rattendorf-Tröpolach-Mitschig, Andreas Tonka. „Wenn es einen Tag länger geregnet hätte, dann wäre es weitaus schlimmer gewesen.“
Eine höhere Gewalt im Spiel? „Das würde ich so nicht sagen. Das Gebet hilft und hat geholfen. Ich glaube, dass Gott hilft. Wir haben auch vorher gebetet“, so Andreas Tonka. „Die Freiwilligen waren einsatzbereit. Die Bauabteilung des Ordinariats wurde verständigt. Die Spendenbereitschaft war beachtlich.“
Dieser Tage in Rattendorf. Man sieht kaum Schäden an den Häusern. „Die Aufräumarbeiten erfolgten sehr schnell“, sagt Dechant Andreas Tonka. „Innerhalb von einer Woche wurde alles entfernt. Die Feuerwehr hat sehr umsichtig reagiert.“ Der Gaildamm muss nunmehr gerichtet werden.
Ein Dorf in Atem. Tag und Nacht. Es war ein sehr großer Zusammenhalt von katholischer und evangelischer Seite während des Hochwassers Ende Oktober 2018: in den Familien, in dieser Krise selbst. „Es war außergewöhnlich, was die Feuerwehr, alle Feuerwehren, die nach Rattendorf dazugekommen sind, damals geleistet haben. Schlichtweg eine Bereicherung, dies miterleben zu dürfen“, gesteht Tonka.

Dechant Andreas Tonka in seinem Pfarrhof in Tröpolach.Foto Weeber
Dechant Andreas Tonka in seinem Pfarrhof in Tröpolach.Foto Weeber


Eine Grenzsituation gemeistert

Sein persönliches Erleben? Dechant Tonka wurde nachts in Tröpolach, wo sich der Pfarrhof befindet, von einem Feuerwehrmann angerufen, dass Rattendorf überschwemmt sei. Sandsäcke wurden vor die Kirche zum hl. Andreas und hl. Markus gelegt. In der Früh war die Straße von Tröpolach nach Rattendorf gesperrt.
„Erst am Nachmittag konnte ich hin fahren und habe in der Kirche von Rattendorf geschaut, was man noch aus dem Wasser in der Kirche retten könne, wie das Allerheiligste. Ich war ob der Wassermassen fassungslos.“ Eine Grenzsituation. In der Kirche von Rattendorf sind heute noch die Innenfassade und der Verputz zu bewerkstelligen.
Dechant Tonka, in Karlsdorf in Baden-Württemberg gebürtig und gelernter Elektriker, wirkt seit 2002 im Pfarrverband Rattendorf-Tröpolach-Mitschig. Er absolvierte das Studium der Ordensgemeinschaft der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ (CRVC) in Süddeutschland. „1991 sind wir, drei Brüder und drei Schwestern, als Zweigstelle nach Maria Saal gekommen“, erinnert er sich.
Es sei, so Tonka, „eine gute Atmosphäre im ganzen Pfarrverband“, welcher aus vier Filialkirchen und den drei Hauptpfarren im Dekanat Hermagor besteht: der Kirche von Rattendorf (zum hl. Andreas und hl. Markus), der Kirche von Tröpolach (zum hl. Georg) und der Kirche von Mitschig (zur hl. Magdalena).
In der Pfarre Rattendorf leben 200 Katholiken. In allen drei katholischen Pfarren werden regelmäßig von Dechant Andreas Tonka Messen gehalten, umrahmt vom Volksgesang, zu besonderen Anlässen von den „Kirchenmäusen von Mitschig“, einer beliebten Gitarrengruppe, wie etwa im Rahmen des Dankgottesdienstes für alle Freiwilligen in der Kirche von Rattendorf im Advent 2018.
Auch der Chor „Die Nåßfelder“ untermalte in der Vergangenheit den Gottesdienst im Pfarrverband.

Dankgottesdienst: FF-Kommandantstellvertreter Peter Egger, evang. Pfarrer Hartwig Boek, Dechant Andreas Tonka, PGR-Obfrau Monika Allmaier, FF-Kommandant Markus Lopez. Foto: Weeber
Dankgottesdienst: FF-Kommandantstellvertreter Peter Egger, evang. Pfarrer Hartwig Boek, Dechant Andreas Tonka, PGR-Obfrau Monika Allmaier, FF-Kommandant Markus Lopez. Foto: Weeber

Ökumene? Die Ökumene erlebt Pfarrer Andreas Tonka immer wieder: durch Ehen, die katholisch und evangelisch geschlossen sind oder kürzlich bei einer Taufe aus einer ökumenischen Ehe. „Es geht hier um ein Miteinander, einen Zusammenhalt, den Weg im gegenseitigen Respekt, welchen wir gemeinsam gehen“, so Tonka. „Ich hätte in Rattendorf gerne alle 35 Häuser besucht, habe es jedoch nicht geschafft. Dann bin ich zu einem evangelischen Haus gelangt, das schwer betroffen war, und habe mit den Menschen geredet. Auch das ist Ökumene.“
Der Glaube im Wulfeniadorf Tröpolach in Anbetracht des ausgeprägten Tourismus? „Ich spreche nur für meinen Bereich. Es freut mich, wenn Gläubige von überall her am Gottesdienst teilnehmen“, sagt er. „Dies sind für unsere Verhältnisse stellenweise gar nicht wenig“. Pfarrer Andreas Tonka versucht, mit ein paar Hotelbetrieben am Nassfeld den Kontakt zu pflegen. „Aber dass ich die ganze Touristik als solches betreue, das geht sich nicht aus“, erläutert der Geistliche. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn bei 370 Katholiken aus dem Gebiet etwa zwanzig Gäste die heilige Messe besuchen.“


Gute Wege gemeinsam gehen

Sanfter Tourismus? „Es ist natürlich eine Aufgabe, die grundsätzlich wichtig ist. Ich denke mir nicht nur als Priester, sondern auch als Christ, dass wir für die Schöpfung, die uns anvertraut ist, mitverantwortlich sind, dass wir sie behüten und sie nicht unterjochen“, so der Appell des Dechants. „Es ist wichtig, dass man hier nachhaltige und gute Wege geht und Akzente setzt.“
Wie sieht es im Pfarrgemeinderat von Rattendorf heute aus? „Die Hilfsbereitschaft und das Miteinander sind in der Pfarre Rattendorf durch das Hochwasser noch stärker geworden“, sagt die Pfarrgemeinderatsobfrau der Pfarre Rattendorf, Monika Allmaier. „Wir wurden durch die Hilfe von überall her getragen.“ Der Pfarrgemeinderat von Rattendorf umfasst mit Pfarrer Tonka sieben Mitglieder. Es ist jedoch, so Allmaier, noch einiges in der Kirche zu erneuern, wie etwa die Lautsprechanlage. „Das Ärgste wurde durch die große Opferbereitschaft schnell bereinigt.“

Die katholische Kirche zum hl. Andreas und hl. Markus in Rattendorf im Gailtal. Foto: Weeber
Die katholische Kirche zum hl. Andreas und hl. Markus in Rattendorf im Gailtal. Foto: Weeber


Zusammenhalt? Dieser sei, so Tonka, während der letzten Jahre sehr gewachsen. Es gab jahrelang nur selten Firmungen und Erstkommunionen. 2018 feierte der Pfarrverband wieder mehr Taufen. „Wir organisieren einen gemeinsamen Pfarrausflug, manchmal eine gemeinsame Pfarrgemeinderatssitzung“, bestätigt Tonka. Das Miteinander im Pfarrverband funktioniere „sehr gut“. Tonka freut sich, wenn dieses Miteinander unter den Jugendlichen im Pfarrverband wächst. „Es geht wieder etwas weiter.“