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Kundgebung im Klagenfurter Dom mit rund 600 TeilnehmerInnen – Dompropst Guggenberger: Kirche hat an Profil gewonnen

Foto: KHKronawetter
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Klagenfurt, 4. 7. 19 (pgk). Für die „Solidarität und Unterstützung“ dankte Dompropst Dr. Engelbert Guggenberger gestern Abend den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Kundgebung des „Forums mündiger Christen“ im Klagenfurter Dom, an der das Gurker Domkapitel fast vollzählig teilnahm. Diese Kundgebung, laut Veranstalter ein Zeichen der Solidarität mit dem abgesetzten Diözesanadministrator Guggenberger sowie des Unmuts betreffend des Umgangs kirchlicher Instanzen mit den Vorwürfen gegenüber dem früheren Gurker Bischof, sei, so Dompropst Guggenberger, ein eindrucksvoller Beweis dafür, „dass die Katholische Kirche Kärnten durch die doch eher leidvollen Erfahrungen des vergangenen Jahres an Profil gewonnen hat“. Mit der Kundgebung zeige man „anlässlich einer Krisensituation, wie Kirche im 21. Jahrhundert angekommen sein kann“. Dabei gehe es um demokratische Kultur, um „Standards, die wir in der Gesellschaft Gott sei Dank schon erreicht haben“ und bei denen die Kirche noch Handlungsbedarf aufweise. Bei einem fehlenden Willen zur Reifung sei es notwendig, so der Dompropst, diesen „einzumahnen und ihn einzufordern“. „Ich bin daher sehr dankbar, wenn Sie weiter an der Sache dran bleiben, wir werden es auch tun“, sagte Dompropst Guggenberger.

Ordinariatskanzler Dr. Jakob Ibounig verwies in seinem Statement darauf, dass es in den vergangenen Tagen ein „déja vue“ in der Diözese gegeben habe. „Alle paar Monate kommt aufs neue jemand mit einem allerhöchsten Sonderauftrag einmarschiert“, sagte Kanzler Ibounig. Das Wort „apostolisch“ – ob jetzt Visitation oder Administration – deute an, „dass eine Diözese nicht für sich alleine steht“. Aber der Begriff „apostolisch“ sei nun fast zum „Unwort“ geworden, und es werde viel brauchen, um den positiven Sinn wieder frei zu legen. An die Kärntner Katholikinnen und Katholiken richtete Ordinariatskanzler Ibounig den Appell, nicht aus der Kirche auszutreten. Dies würde lediglich der Kirche in Kärnten schaden und die Meinung derer bestätigen, die sagen, dass in der Kirche in Kärnten das Problem liege und dieses nur mit externen Eingriffen zu lösen sei.

Gabriel Stabentheiner, der als Betriebsrats-Obmann der Diözese Gurk die Kundgebung mitinitiiert hat, würdigte und dankte Dompropst Guggenberger und dem Domkapitel für „die offene Aufarbeitung und die Benennung der Fakten“. Dies entspreche auch dem Anspruch und Recht auf Transparenz und Offenheit der Menschen, welche die Kirche mit ihrem Kirchenbeitrag unterstützen. Umso notwendiger sei es nun, betonte Stabentheiner, als mündige Christen aufzutreten. Sinn der Veranstaltung sei es nicht, Guggenberger „Beileid“ auszusprechen. Dennoch sei es legitim, „dessen Abberufung als ungerecht oder nicht angebracht zu empfinden“. Scharfe Kritik übte Stabentheiner auch an Nuntius Lòpez Quintana: „Es kann nicht unwidersprochen bleiben, wenn ein Nuntius, der erst kurz im Land ist, einen derartigen diplomatischen Supergau produziert - egal ob er das in vollem Bewusstsein tut oder einfach nur aus unbedachter Dummheit“, so der Betriebsrats-Obmann.

Mag. Gerda Schaffelhofer, ehemalige Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, bezeichnete in ihrer Rede die Abberufung von Dompropst Guggenberger als Diözesanadministrator als „größte aller bisherigen Verletzungen in unserer Diözese“. Die Abberufung sei, so Schaffelhofer, „der Stich ins Herz einer Diözese, die gerade dabei war, in ihren Herzrhythmus zurückzufinden“. Dompropst Guggenberger habe „in beeindruckender Weise, in vorbildlicher Offenheit, unbeirrbar, standhaft und konsequent den von Bischof Schwarz hinterlassenen Scherbenhaufen aufgearbeitet und dadurch das Vertrauen vieler Gläubiger wieder wachsen lassen und der Kirche in Kärnten ihre verlorene Glaubwürdigkeit Stück für Stück wieder zurückgegeben“, sagte Schaffelhofer und würdigte dessen Unbestechlichkeit, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit, die „uns Vorbild und Verpflichtung sind“. Mit der Kundgebung werde ein erstes Zeichen gesetzt, „dass wir die Demütigung unserer Diözese durch Rom und seinen Nuntius, aber auch durch die Österreichische Bischofskonferenz nicht hinnehmen werden“. Kardinal Schönborn habe, so Schaffelhofer, „durch sein jahrzehntelanges unüberhörbares Schweigen und konsequentes Wegschauen in der Causa Schwarz diese Situation ganz entschieden mitverursacht“. Es könne nicht sein, dass Kardinal Schönborn „ständig von einem in Kärnten notwendigen Wort der Heilung redet und dafür immer wieder aufs Neue von außen Heilmittel verordnet, die alles andere als förderlich sind“. „Sie haben zwar die Macht, einen Ihnen unliebsamen Administrator absetzen zu lassen, aber Sie haben nicht die Macht, uns Gläubige zum Schweigen zu bringen“, richtete sich Schaffelhofer direkt an Kardinal Schönborn.

Dechant Jurij Buch gab in seiner Rede bekannt, dass er sein Amt als Dechant ruhend stellen werde „bis in unserer Diözese wieder Vernunft einkehrt“. Er könne es, so Buch, mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, „einer Struktur zu dienen, die mir von Herzen zuwider ist“. Er sei „keine Marionette, die an den Strippen Roms oder eines von Rom Gesandten in Kärnten hängt“. Vielmehr sei er in erster Linie für die Menschen zum Priester geweiht worden. Gerade aus diesem Blickwinkel heraus seien die aktuellen Vorgänge in der Diözese so schlimm. „So geht man mit Menschen einfach nicht um“, sagte Buch. Damit meine er jedoch nicht in erster Linie den abgesetzten Diözesanadministrator Guggenberger – „der hält das schon aus“. Er meine vielmehr die Menschen, „denen die Hoffnung geraubt wird, die im leeren Raum stehen gelassen werden“. Gleichzeitig machte Buch klar: „Wir sind hier, weil wir zeigen wollen, dass wir Kirche sind und ein Wörtchen mitreden wollen und auch werden.“

Musikalisch mitgestaltet wurde die Veranstaltung, die nun jeden Mittwoch um 18 Uhr im Klagenfurter Dom stattfinden soll, vom Trio Drava und dem Kirchenchor St. Jakob/Rosental.